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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Trendsportart: Krieg der Arme am Stehtisch

Trendsportart: Krieg der Arme am Stehtisch

Trendsportart: Krieg der Arme am Stehtisch

Jerry Cadorette (rechts) feiert seinen Sieg über Matt Mask: Fürs professionelle Armdrücken braucht es nicht nur dicke Arme, sondern auch viel Technik und Disziplin.
Jerry Cadorette (rechts) feiert seinen Sieg über Matt Mask: Fürs professionelle Armdrücken braucht es nicht nur dicke Arme, sondern auch viel Technik und Disziplin.
Jerry Cadorette (rechts) feiert seinen Sieg über Matt Mask: Fürs professionelle Armdrücken braucht es nicht nur dicke Arme, sondern auch viel Technik und Disziplin Foto: picture alliance/AP Images | David Goldman
Trendsportart
 

Krieg der Arme am Stehtisch

Armdrücken feiert über soziale Medien einen Hype und professionalisiert sich international. Doch dicke Arme allein reichen nicht, um in der neuen Trendsportart zu bestehen. Es geht dabei um die richtige Technik und viel Disziplin.
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Einst von Holzfällern und Landarbeitern neben dem Fingerhakeln zum illustren und sich herausfordernden Zeitvertreib erfunden, ist Armdrücken ein Klassiker zu feuchtfröhlichen WG-Partys, Kneipenabenden und Scheunenrunden. Und bot nicht selten eine Überraschung: So mancher unterschätzte Hungerhaken und sogar öfter eine belächelte Frau besiegte plötzlich viel kräftigere Gegner, wenn er oder sie die richtige Hebel- und Grifftechnik beherrschte.

Doch trotz der allgemeinen Bekanntheit und seit Jugendjahren verinnerlichten Heiterkeit schaffte es das händereichende Kräftemessen nie wirklich zu einer vom breiten Publikum anerkannten professionellen Sportart – obwohl Silvester Stallone höchstpersönlich der Nische 1987 im Film „Over the Top“ ein Denkmal setzte, das an den Kinokassen zwar floppte, aber weltweit einige Anhänger sowie neu gegründete Vereine und Ligen inspirierte.

In Zeiten von sozialen Medien, Online-Challenges, Fitneßhypes, skurrilen Wettkämpfen wie Ohrfeigenmatches und medienwirksamen Showkämpfen zwischen Boxern und Youtubern ändert sich das. „Armwrestling“ – wie es marketingtechnisch internationalisiert heißt und in den USA bereits eine Fangemeinde hat – liegt voll im Trend. Stars der Szene wie der Russe Denis Cyplenkov oder der „georgische Hulk“ Levan Saginashvili sind auch Influencer und locken mit ihrem markanten Äußeren Internetnutzer und Sportler gleichermaßen an.

Ohne Dachorganisation und Protzgürtel geht es nicht

Gerade letztere versuchen mit den optisch beeindruckenden Typen als Konkurrenten Aufsehen und Klicks zu generieren. Und so spaziert der deutsche Bodybuilder und Youtuber Leonidas Arkona mit der Armdrück-Ikone Devon Larratt über das Münchner Oktoberfest oder besucht ihn in dessen kanadischer Heimat und trainiert mit ihm die popeye-ähnlichen Unterarme. Der isländische „Games of Thrones“-Schauspieler, Strongman-Athlet und einstige „Stärkste Mann der Welt“ Thor Björnsson wetteiferte ebenfalls bereits mit Larratt am Stehtisch – und verlor. Solche jahrmarktartigen Paarungen bringen Aufrufe bei TikTok und Co., warum auch Bodybuilder und Social-Media-Star Larry Wheels (über fünf Millionen Follower auf Instagram) sich gern den Favoriten der „World Armwrestling Championship“ stellt.

Man merke: Ohne Dachorganisation mit entsprechenden, auf riesigen Protzgürteln festgehaltenen Titeln wie beim Boxen oder MMA geht es nicht. Die relativ neue „Slap Fighting Championship“ für Watschenverteiler hat das eingeübte Business-Schema F der Markenkreierung kürzlich vorgemacht; immerhin wollen gewiefte Eventveranstalter und Sponsoren mitverdienen. Nicht fehlen dürfen da natürlich das allseits beliebte und von Blitzlichtgewitter begleitete „Face Off“ samt „Trash Talk“ vor den Duellen. Um diese zu bewerben, werden auch geopolitische Spannungen geschickt instrumentalisiert: So gibt es neben den Turnierformaten „Arm Wars“ und „King of the Table“, bei der auch Kraftsportler wie Wheels und Arkona bereits mitgemacht haben, den Wettkampf „East vs West“; Pay-per-View-Tickets und Merchendising inklusive.

Deutscher Weltmeister hat zwei verschieden große Arme

Deutsche Hoffnung ist Matthias Schlitte vom VfL Wolfsburg, der 2022 in seiner Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm den Weltmeistertitel holte. Seinen Kampfnamen „Hellboy“ nach der bekannten und verfilmten Comicfigur mit dem einseitigen riesigen Unterarm gab sich Schlitte selbst: Seit seiner Geburt leidet er am Klippel-Trénaunay-Weber-Syndrom, einem Gendefekt durch den sein rechter Arm um ein vielfacher dicker ist als sein linker.

Eine Disharmonie, die bei vielen Armwrestlern auffällig ist, schafft der Wettkampfarm schließlich nicht selten, einen erwachsenen Mann hochzuheben. Die angespannte Kraftkonzentration ist dabei enorm. Als Schlitte bei einem Duell die Hand nach hinten wegrutschte, schlug er sich versehentlich selbst k.o. Ernstzunehmendes und tägliches Krafttraining wird hier zur Pflicht und inspiriert mit teilweise merkwürdig aussehenden Armübungen selbst Bodybuilding-Profis. Am 23. März steht in Nürnberg die Deutsche Meisterschaft an, die seit 1988 ausgetragen wird.

JF 12/24

Jerry Cadorette (rechts) feiert seinen Sieg über Matt Mask: Fürs professionelle Armdrücken braucht es nicht nur dicke Arme, sondern auch viel Technik und Disziplin Foto: picture alliance/AP Images | David Goldman
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