HAMBURG. Eigentlich sollte die NDR-Sendung „Zapp“ zerstörtes Vertrauen in die ARD wiederherstellen. SWR-Intendant und ARD-Vorsitzender Kai Gniffke kam, um sich kritischen Fragen zu stellen. Doch als diese auf sein Jahresgehalt von 361.000 Euro kamen, reagierte das SPD-Mitglied aggressiv.
Einer der Gesprächspartner, der Journalist Tilo Jung, fragte den 62jährigen, warum er so viel verdiene wie der Bundeskanzler. Gniffke drehte ihm das Wort im Mund um und giftete: „Sie haben eben gesagt, ich verdiene mehr als der Bundeskanzler. Die Information ist falsch!“ Tatsächlich verdient der Regierungschef 106 Euro mehr im Monat als der ARD-Vorsitzende.
Gniffke ist kaum zu beruhigen
Nach den Attacken Gniffkes beharrte Jung zu Recht darauf, das nicht gesagt zu haben und stellte die Frage anders: „Warum verdienen Sie 30.000 Euro im Monat?“ Gniffke wich aus: „Gute Frage, falscher Adressat, weil das wird von meinem Verwaltungsrat festgelegt.“ Dann zog er noch Vergleiche mit dem Vorstand „von der Kreissparkasse“: „Der verdient nämlich wirklich mehr im Gegensatz zu mir.“ Die Frage, ob die Höhe seines Gehalts gerechtfertigt sei, ließ er unbeantwortet.
Gniffke war weiter kaum zu beruhigen, fiel den anderen ins Wort, bis Moderatorin Kathrin Drehkopf sachlich nachhakte: Schon vor vier Jahren habe die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten „bereits in einem Sonderbericht angemerkt, daß die Intendantengehälter allgemein zu hoch sind im Vergleich zu anderen öffentlichen Unternehmen“.
ARD-Chef ballt die Faust
Doch Gniffke hatte sich auch jetzt noch nicht im Griff. Er ballte die Faust und ließ sie mehrmals Richtung Tischplatte sausen. Er kam wieder auf den SWR-Verwaltungsrat, der sein Gehalt bestimme und polterte: „Die können erwarten, daß da jemand ist, der sich das letzte Hemd dafür zerreißt, daß wir beim Publikum sind, daß ich bei 5000 Mitarbeitenden bin, denen ich verdammt viel abverlange und sie können von mir verlangen, daß ich für die Unabhängigkeit dieses Journalismus, den wir dort betreiben, eintrete.“
Ob die 90minütige Sendung dazu beigetragen hat, tatsächlich Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zurückzugewinnen, scheint vielen Twittern-Nutzern fraglich. Sie verbreiteten den Ausschnitt mit hämischen und kritischen Worten. (fh)
Der ARD-Vorsitzende und SWR-Intendant Kai Gniffke wird nach seinem Gehalt gefragt ( übrigens 30.000/Monat ) und ist sichtbar angepisst.
pic.twitter.com/kDyuqmSIqR— Cogito ergo sum (@Rudisagmal) March 2, 2023