Mit dem Tatort „Brüder“ hat sich Radio Bremen am Sonntag auf ein gewagtes Terrain begeben. Eine kurdisch-libanesische Großfamilie, die mitten in Deutschland lebt und zeigt, wie wenig ihr an Recht und Gesetz liegt. Derartige Parallelgesellschaften sind längst Realität. Nicht nur in Bremen.
Und gerade diese Realität haben Regisseur Florian Baxmeyer und die beiden Drehbuchautoren Wilfried Huismann und Dagmar Gabler dem Zuschauer gestern eindrucksvoll nahegebracht. Auf ein sentimentales Ende mit Happy-End und triumphierender Polizei wurde ganz bewußt verzichtet.
Überhaupt kam die Staatsmacht schlecht weg. Sei es beim vermasselten Schutz von Zeugen oder eingeschüchterten Polizisten und Richtern. Am Ende kapituliert der Staat de facto.
Polizei und Justiz sind machtlos
Auf der anderen Seite wurde ein Einblick in die Struktur einer Großfamilie gewährt, die alles andere als Fiktion ist. Vor Polizei und Justiz haben die Familienmitglieder längst keinen Respekt mehr.
Deutlich wurde das an der Darstellung des Richters: Der ist schwach und nachgiebig, obwohl er durchaus mit den nötigen Rechtsmitteln ausgestattet ist, um dem Spuk ein Ende zu setzen.
Von Drogendelikten über Raub, Waffenhandel, Erpressung, Nötigung, Vergewaltigung und die Verwicklung ins Rotlichtmilieu: Alle Delikte passen auf einige in Deutschland lebende arabischstämmig-libanesische Großfamilien. Die bittere Wahrheit blieb auch gestern nicht ungenannt: Die meisten Verfahren werden eingestellt oder verlaufen im Sande. Immerhin hat sich der „Tatort“ endlich einmal dieser Realität gestellt. Hoffentlich haben viele Politiker auch zugeschaut.