BERLIN. Die Bild-Zeitung hat sich von einem am Sonntag erschienenen islamkritischen Kommentar distanziert. Bei Bild und beim Springer-Verlag gebe es keinen Raum „für pauschalisierende, herabwürdigende Äußerungen gegenüber dem Islam und den Menschen, die an Allah glauben“, schrieb Bild-Chefredakteur Kai Diekmann in einem Kommentar am Montag. Wer eine Religion pauschal ablehne, der stelle sich gegen Millionen und Milliarden Menschen, die in überwältigender Mehrheit friedlich lebten.
Hintergrund ist ein Kommentar vom stellvertretenden Chefredakteur der Bild am Sonntag, Nicolaus Fest, in dem Blatt. Darin hatte er den Islam als „Integrationshindernis“ kritisiert. Als Atheist habe er keine Probleme mit dem Christentum, dem Judentum oder dem Buddhismus. Nur der Islam störe ihn immer mehr, schrieb Fest.
„Haßtiraden“
„Mich stört die weit überproportionale Kriminalität von Jugendlichen mit muslimischem Hintergrund. Mich stört die totschlagbereite Verachtung des Islam für Frauen und Homosexuelle. Mich stören Zwangsheiraten, ‘Friedensrichter’, ‘Ehrenmorde’.“ Der Islam könne ein Integrationshindernis sein, warnte Fest. Dies solle man bei Asyl und Zuwanderung ausdrücklich berücksichtigen. „Ich brauche keinen importierten Rassismus, und wofür der Islam sonst noch steht, brauche ich auch nicht.“
Mehrere Politiker kritisierten Fest daraufhin scharf für seinen Kommentar. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck forderte die Bild-Zeitung via Twitter auf, sich bei allen „Muslima und Muslims zu entschuldigen“. Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, bezeichnete den Kommentar auf Twitter als „kalkulierten Tabubruch“. Die Bild wolle mit Islamfeindlichkeit Auflage machen.
Diekmann verteidigte Fest zwar am Sonntag, distanzierte sich aber von dessen Text. Fest sei kein Haßprediger, schrieb Diekmann auf dem Kurznachrichtendienst, seinen Kommentar aber halte er für falsch.
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu verurteilte Festes Islamkritik am Montag in einem Gastkommentar für das Boulevardblatt. Er habe seinen Augen nicht getraut, als er die „Haßtiraden“ des Autors gelesen habe. Der Kommentar sei „Rassismus pur“ und schüre Vorurteile, Ängste und Menschenfeindlichkeit. (krk)