MAINZ. Das ZDF hat sich bestürzt über das Bekanntwerden der Waffen-SS-Vergangenheit des 2008 verstorbenen Schauspielers Horst Tappert geäußert. „Das ZDF ist von der Nachricht, daß Horst Tappert Mitglied der Waffen-SS war, überrascht und befremdet“, sagte Sprecher Peter Bogenschütz. Wiederholungen der Serie „Derrick“, in der Tappert von 1974 bis 1998 die Hauptrolle gespielt hatte, seien nicht geplant.
Bereits am vergangenen Wochenende hatte der niederländische Fernsehsender Max angekündigt, keine weiteren Folgen der Krimiserie auszustrahlen. „Wir werden keinen Schauspieler ehren, der so über seine Vergangenheit gelogen hat“, begründete der Sender sein Vorgehen. Das Zeigen von weiteren Folgen sei eine Beleidigung für die Opfer des Krieges.
Bayern prüft Aberkennung eines Ehrentitels
Auch das bayerische Innenministerium, das Tappert 1980 zu einem „Ehrenkommissar der bayerischen Polizei“ ernannt hatte, denkt über Konsequenzen nach. Derzeit werde geprüft, ob ihm der Titel posthum aberkannt werde, sagte ein Sprecher nach Angaben der Bild-Zeitung. „Hätte man damals über die mögliche SS-Vergangenheit von Horst Tappert Bescheid gewußt, hätten wir der Empfehlung zur Ernennung des Ehrenkommissars der bayerischen Polizei nicht zugestimmt.“
Hintergrund der Debatte ist ein Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, unter Berufung auf die Recherchen des Soziologen Jörg Beckers für sein Buch „Elisabeth Noelle-Neumann – Demoskopin zwischen NS-Ideologie und Konservatismus“, wonach Tappert in der SS-Panzergrenadier-Division „Totenkopf“ in Rußland gedient habe. Konkret soll er bei einer Flak-Abteilung in Arolsen gewesen seien. Ob der damals 19jährige an Verbrechen beteiligt gewesen war, ist jedoch unklar. Vor seinem Tod hatte der Schauspieler angegeben, als Sanitäter ausgebildet worden zu sein.
Knopp nimmt Tappert in Schutz
Der frühere Chefhistoriker des ZDF, Guido Knopp, nahm Tappert dagegen in Schutz. „Man sollte sich hüten, vorschnell den Stab über ihn zu brechen“, mahnte Knopp. Zwar sei die Waffen-SS eine verbrecherische Organisation gewesen, deswegen sei jedoch nicht jeder Soldat der Truppe ein Verbrecher. Der Historiker forderte eine Untersuchung, wie der „Derrick“-Mime sich im Krieg verhalten habe. (ho)