Bei Bier und Bargeld verstehen die Deutschen keinen Spaß. Die Ankündigung, den Gebrauch nicht nur eines davon, sondern gleich beider einzuschränken, birgt folglich Risiken. Außer man ist die Deutsche Bahn; denn die hat ohnehin ein Abonnement auf Hiobsbotschaften. Und unter lauter „Verzögerungen im Betriebsablauf“, „Reservierungen können nicht angezeigt werden“ oder „Zug fällt aus“ ruft diese Nachricht beim Nutzer eh nur noch fatalistisches Schulterzucken hervor: Der dauerkriselnde Staatskonzern schafft im kommenden Jahr das Bier vom Hahn in den Bordbistros vollständig ab und läßt ebenda auf mehreren Strecken nur noch Kartenzahlung zu. Begründung: verändertes Kundenverhalten.
Bereits heute zahle die Hälfte der Bahnpassagiere ohnehin bargeldlos. Außerdem verspricht das Management ganz un-ironisch „kürzere Wartezeiten“ für die Kunden. Auch beim Gerstensaft neigt der Verbraucher auf der Schiene zur Flasche. Habe Faßbier 2010 noch einen Anteil von 50 Prozent am Verkauf ausgemacht, seien es mittlerweile nur noch 15 Prozent. Daher werde man bald „standardmäßig sieben verschiedene Flaschenbiere sowie ein wechselndes Aktionsbier anbieten“. Mittlerweile gibt es als Alternative zum Gebrauten neben Wein auch Gin Tonic.
Alkoholtechnisch hat dies den Vorteil, daß der Konsument damit schneller auf den Pegel kommen kann, bei dem ihm Verspätungen, verpaßte Anschlüsse oder geänderte Wagenreihung vollkommen egal sind – und er dank weniger Flüssigkeit auch nicht so schnell auf eine der – wieder mal zur Hälfte gesperrten – Toiletten muß. Doch am Ende nützen diese theoretischen Angebote ohnehin nichts, wenn es (wie so oft) heißt: „Wegen eines technischen Defekts …“ oder „wegen eines kurzfristigen Personalausfalls bleibt das Bordbistro leider geschlossen“. Dann hilft nur der eigene Vorsorgevorrat – notfalls in Form von Dosenbier.