WELLINGTON. Das Nationale Olympische Komitee Neuseelands (NZOC) hat am Montag die Transgender-Athletin Laurel Hubbard für die Spiele in Tokio nominiert. Die Gewichtheberin in der Klasse bis 87 Kilogramm ist damit der erste Transgender-Sportler bei Olympia, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
„Ich bin dankbar und demütig für die Freundlichkeit und Unterstützung, die mir von so vielen Neuseeländern gegeben wurde“, zitierte Reuters Hubbard aus einer Mitteilung des Verbands. „Wir haben eine starke Kultur des Respekts und der Inklusion. Wir haben uns verpflichtet, alle teilnahmeberechtigten Athletinnen und Athleten zu unterstützen“, teilte der NZOC mit. „Wir erkennen an, daß die Geschlechtsidentität im Sport ein hochsensibles und komplexes Thema ist, das eine Balance zwischen Menschenrechten und Fairness auf dem Spielfeld erfordert“, sagte demnach NZOC-Chef Kereyn Smith.
Kritik von Kontrahenten, Trainern und Zuschauern
Hubbard kam 1978 als Sohn des Bürgermeisters von Auckland, Dick Hubbard, zur Welt. Bis 2012 nahm sie an Männerwettkämpfen teil. Dann ließ sie eine geschlechtsangleichende Operation vornehmen und trat fortan bei den Frauen an. 2017 wurde sie Vizeweltmeisterin. Bei Kontrahenten, Trainern und Zuschauern sorgt ihre Teilnahme an Frauenwettbewerbern allerdings für Unmut, da ihr als Transfrau vorgeworfen wird, einen unfairen Vorteil zu haben. Als Mann hatte Hubbard nie an internationalen Wettkämpfen teilgenommen.
Laut einer 2015 eingeführten Richtlinie des Internationalen Olympischen Komitees muß eine Transfrau erklären, daß ihre Geschlechtsidentität weiblich ist. Dies darf vier Jahre lang nicht geändert werden. Außerdem muß die Athletin beweisen, daß ihr Testosteronspiegel über einen Zeitraum von mindestens zwölf Monaten unter einer bestimmten Schwelle liegt.
Die belgische Gewichtheberin Anna Van Bellinghen, die in derselben Gewichtsklasse antritt wie Hubbard, hatte die mögliche Nominierung der Neuseeländerin vor kurzem als „schlechten Scherz“ bezeichnet. Die Situation sei „unfair gegenüber dem Sport und den Athletinnen“. (ls)