Eine Handreichung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu vermeintlich geschlechtergerechter Sprache sorgt für Unmut. „Wie furchtbar würden sich die schönen Kirchenlieder oder Rilkes Gedichte anhören, wenn man sie durch den Filter der Sprachpolizistinnen und Sprachpolizisten der EKD jagen würde“, kritisierte das frühere EKD-Ratsmitglied Peter Hahne in der Bild am Sonntag.
Er habe außer Alice Schwarzer noch keine Frau kennengelernt, die dieses Thema existentiell interessiert habe, betonte der Journalist. „Die ‘Kirche des Wortes’ hat wahrlich andere Probleme als diesen Gender-Unfug.“ Bereits in der vergangenen Woche hatte der Sprachkritiker Wolf Schneider die Broschüre verspottet.
Statt „Mitarbeiter“ lieber „die Mitarbeitenden“
Es sei eine Illusion, daß die angeblich geschlechtergerechte Sprache „mehr Menschen als Alice Schwarzer und eine kleine Minderheit engagierter Feministinnen“ erfreue, sagte Schneider der evangelischen Nachrichtenagentur idea. „Die Mehrheit findet sie überflüssig, eine große Minderheit lächerlich und penetrant.“ Zudem lasse sich diese Art von Sprache nicht konsequent durchhalten. „Denn dann brauchten wir ein Einwohnerinnen- und Einwohnermeldeamt – und bitte das Christinnen- und Christentum.“
Die Handreichung der EKD empfiehlt unter anderem, nicht mehr „die Kirche als Arbeitgeber“ zu schreiben. Statt dessen solle es „die Kirche als Arbeitgeberin“ heißen. Auch Begriffe wie „die Mitarbeiter“ sind demnach tabu. Besser wäre nach Ansicht der EKD „die Mitarbeitenden“. Zudem schlägt die kirchliche Institution vor, statt etwa „Antragssteller“ lieber „der/die Antragsteller/in“ zu schreiben. Dies spare Platz und „spiegelt die Vielfalt der Geschlechter wider“.
Insgesamt erfordere die geschlechtergerechte Sprache „Kreativität und Übung“, ist sich die EKD sicher. „Aber es lohnt sich!“ (ho)