Die rituelle Debatte über Frauenquoten ist ein Abfallprodukt des Gender-Wahnsinns. Den bündigsten Kommentar hierzu hat die FAZ geliefert: Die Streitereien unter Bundesfamilienministerin Kristina Schröder und Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen seien der Beweis dafür, „daß Machtspiele keine Männerdomäne sind, sondern nur anders heißen: Zickenkrieg statt Hahnenkampf“.
Aber wird die Diskussion über Frauen in Führungspositionen oder in der Wirtschaft im allgemeinen überhaupt sachlich geführt? Es hat doch eher den Anschein, als würden Tabuzonen um dieses Thema errichtet. Wer wagt es noch, in der Öffentlichkeit an der Sinnhaftigkeit von Quoten für Frauen, der U3-Betreuung von Kindern, dem Nutzen von gemeinsamem Lernen und Ganztagsunterricht, des Euro, der kulturellen Bereicherung durch jede Art der Migration oder der zwingend notwendigen rechtlichen Gleichstellung von homoerotischen Partnerschaften mit der herkömmlichen Ehe zu zweifeln? Sicher, man kann gegen diese Phänomene kritische Argumente ins Feld führen, wird dann aber oft ziemlich rüde abgebürstet und in eine „Pfui“-Ecke gestellt.
Bei der Berichterstattung über die bösen Dax30-Unternehmen, die keine Lust auf die Quote haben, konnte man sich sehr über die gespielte Empörung des Nachrichtenmanns Claus Kleber amüsieren, der in seiner Heute-Journal-Sendung eindeutig Partei für die angeblich Unterdrückten ergriff. Er wäre konsequent gewesen, wenn er mit Gundula Gause die Plätze getauscht hätte. Aber so weit geht die Rücksichtnahme auf das vermeintlich drangsalierte Geschlecht, dem nur dienende Funktionen zugetraut werden, dann doch nicht.
Phantasien über eine „männerbasierte Präsenzkultur“
Ähnlich dümmlich äußerte sich der sogenannte Zukunftsforscher Matthias Horx, der von einer „männerbasierten Präsenzkultur“ faselte. In Skandinavien gelte jemand, der nach 18 Uhr noch am Schreibtisch sitze, nicht als besonders tüchtig, sondern als jemand, der seine Arbeit nicht im Griff habe. Nur über eine Frauenquote ließe sich die „Zeitkultur“ ändern, weil Frauen im Gegensatz zu Männern auch gern noch ein funktionierendes Privatleben hätten. Und auch die Finanzkrise gehe auf das Konto der Männer, da schließlich in der Regel Männer an den Schalthebeln der Macht säßen. Wann – so möchte man polemisch anmerken – rationalisiert sich dieser „Trendforscher“ selber weg und läßt nur noch das schöne Geschlecht in die Glaskugel schauen?
Es ist an der Zeit, hier eine Gegenposition zu beziehen. Wir sollten eine Debatte über Gleichberechtigung nur dann führen, wenn wir bereit sind, auch von gleicher Verantwortung zu sprechen. Zur Zeit dienen Männer aber als Sündenbockgeschlecht, das sich wie die Lämmlein auf die Schlachtbank von Feministinnen und Gender-Ideologen und ihren naiven Nachsprechern und Nachläufern in Politik, Gesellschaft und Medien führen läßt.
Als provokatives Gegengift zum Wahnsinn der Geschlechterdebatte läßt sich Florian Willets provokantes Buch über weiblichen Chauvinismus mit dem prägnanten Titel „Deutschlands Frauen schaffen ihre Männer ab“ lesen. Willet macht deutlich, daß die vermeintliche Dominanz des „starken Geschlechts“ dereinst biologisch gebrochen werden wird:
„Wenn man die steigende Anzahl weiblicher und die abstürzende Anzahl männlicher Abiturienten anschaut, kann man an einer Hand abzählen, daß die aufgeklärten Gesellschaften, deren hohe und höchste Führungspositionen bislang noch immer überwiegend in männlichen Händen liegen, in nur wenigen Jahren fast vollständig von Frauen besetzt sein werden.“ Denn Schulunterricht an Hauptschulen ist schon heute überwiegend eine Jungenveranstaltung. Politisch Wohlmeinende sollten zumindest, so könnte man ironisch anfügen, über eine Quote für die vielen männlichen Migranten nachdenken, die diese Schulform derzeit besuchen oder den Abschluß noch nicht einmal schaffen.
Gehalt ist von der Position und nicht dem Geschlecht abhängig
Willet plädiert für einen realistischen Blick auf die Dinge. Unternehmen beschäftigen Arbeitnehmer nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern weil sie die Arbeitsleistung benötigen. Sie können es sich also gar nicht leisten, gleichsam aus lauter Männerbündlerei nur völlig inkompetente Herren einzustellen oder mit Führungsaufgaben zu betrauen, während die eigentlich viel clevereren Frauen „nur“ die Klos schrubben oder Kaffee kochen dürfen. Natürlich verdienen Ärzte mehr als Krankenschwestern oder Piloten mehr als Stewardessen. Jedoch, so Willet: „Das vollständige Nachwachsen der Frauen (besagter biologischer Trend, A.L.) wird aber bald abgeschlossen sein, was dann selbstverständlich bedeuten wird, daß Ärztinnen mehr als Krankenpfleger und Pilotinnen mehr als Stewards verdienen.“
Liberale und Konservative sollten sich von dem Quoten-Gequatsche nicht irre machen lassen. Quotenregelungen setzen Leistungsprinzipien außer Kraft. Quoten, so der Autor, bewirken, daß unmittelbare natürliche soziale Prozesse ausgehebelt und durch bürokratische Autorität ersetzt werden. Wer es – unabhängig vom Geschlecht – ernst meint mit Quotierungen, der sollte auch schnellstmöglich dafür sorgen, daß die Hälfte aller Möbelpacker, Personenschützer, Wachleute, Lkw-Fahrer, Hochhausfensterputzer, Soldaten, Tiefseetaucher und Sprengstoffexperten Frauen sein müssen.
Sich die Rosinen rauspicken
Die Quote à la von der Leyen und anderer Dominas der Gender-Bewegung besagt aber in der Praxis nur, daß sich Frauen verstärkt die Rosinen herauspicken dürfen. Sie sollen in den feinen Chefetagen per gesetzlicher Verpflichtung sitzen dürfen, aber es muß ihnen natürlich auch mit staatlicher Hilfe möglich sein, spätestens nach 18 Uhr sich nur noch um die Familie und Privates zu kümmern.
Willet drückt es drastisch aus: „Wer Frauen zugesteht, daß sie früher Feierabend machen können, damit sie ihre Kinder von der Schule abholen und Zeit mit ihnen verbringen können, der sollte auch Jungs zugestehen, daß sie weniger Klausuren schreiben müssen, damit sie mehr Zeit für ihre erotischen Träume haben.“
Doch daß unser Bildungssystem – ernst gesprochen – mädchenfreundlich und jungsfeindlich ist, käme den Girls-Day-PropagandistInnen selbstverständlich nie in den Sinn. Und daß man es als Privileg und große Bevorzugung durch die Natur deklariert, daß man als Frau keine Karriere machen muß, sondern darf, aber auch etwas Schöneres wählen kann, ist in deren Sicht nur Ausdruck finsterer reaktionärer Gesinnung.
JF 44/11