KÖLN. Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat die mangelnde Religionsfreiheit in der islamischen Welt kritisiert. Er stehe hinter dem Recht der Moslems, „ihre Religion zu leben bis hin zum Moscheenbau“, sagte Meisner im Deutschlandfunk.
Christen hätten jedoch in muslimischen Ländern keine Möglichkeiten, sich zu entfalten. Der Kardinal schilderte in diesem Zusammenhang, wie er selbst seit zwei Jahren vergeblich dafür kämpfe, daß die Pauluskirche im türkischen Tharsus für alle Christen als Gotteshaus ständig zu Verfügung gestellt werde. Auch habe vor fünf Jahren im arabischen Emirat Katar zwar eine Kirche für die 100.000 christlichen Gastarbeiter gebaut werden dürfen, „aber per Gesetz ohne Turm, ohne Glocke, ohne Kreuz“.
Wenn gleichzeitig in Europa per Gerichtsentscheid geboten werde, „daß wir die Kreuze abnehmen“, sei dies eine Asymmetrie. „Und da fragt man sich vom Gefühl her: Da stimmt etwas nicht“, so Meisner in dem Interview.
„Zu wenig Vorbilder“
Daher komme seiner Meinung nach auch „die ganze Aversion gegen unsere muslimischen Mitbürger“. Eine Volksabstimmung wie in der Schweiz über das Verbot, weitere Minarette zu bauen, würde in Deutschland „kaum anders ausfallen“.
Der Erzbischof betonte allerdings auch, Kern dieses Problems sei nicht die „Stärke des Islams“, sondern die „Schwäche der Christen“ in Deutschland. Hier lebe man „unter seinen geistigen Verhältnissen“, monierte der katholische Würdenträger.
Vor allem gebe es sowohl in den Parteien als auch in der Kirche „zu wenig Vorbilder, die nach den Maximen des Evangeliums leben“. Wenn er in Rom gefragt werde, was denn mit den Deutschen los sei, könne er „gar nichts entgegnen“, bedauerte Meisner. (vo)