BERLIN. Mehrere Historiker haben anläßlich des hundertsten Jahrestages des Beginns des Ersten Weltkriegs eine offizielle deutsche Gedenkfeier gefordert. „Unser Parlament sollte den Mut aufbringen zu einer zentralen Gedenkveranstaltung“, sagte der Düsseldorfer Historiker Gerd Krumeich dem Tagesspiegel. Dies sei man den Millionen Toten des Ersten Weltkriegs schuldig. Dabei gehe es nicht um ein Schuldbekenntnis, ergänzte Krumeich. Das erwarte niemand mehr von den Deutschen.
Auch der französische Historiker Étienne François bedauerte die „exzessive Zurückhaltung des offiziellen Deutschlands“ beim Umgang mit dem Ersten Weltkrieg. Dies habe ein gemeinsames Gedenken der einstigen Kriegsgegner nahezu unmöglich gemacht.
Wehler gegen Veranstaltung
Der in Breslau geborene und in den Vereinigten Staaten lebende Historiker Fritz Stern sprach sich ebenfalls für eine Gedenkfeier aus. Als Datum schlug Stern den 11. November vor, an dem 1918 der Waffenstillstand geschlossen worden war. Deutsche und französische Historiker oder Politiker könnten laut Stern eine solche Veranstaltung zum Anlaß nehmen, um sich kritisch mit der „Dolchstoßlegende“ auseinanderzusetzen, nach der die deutsche Armee auf dem Schlachtfeld unbesiegt gewesen und von den politischen Entscheidungen in der Heimat 1918 hintergangen worden sei.
Lediglich der Bielefelder Sozialwissenschaftler Hans-Ulrich Wehler wandte sich gegen eine offizielle deutsche Gedenkveranstaltung zum Ersten Weltkrieg. „In Deutschland steht alles im Schatten des Zweiten Weltkrieges und des Holocaust, da braucht man nicht mehr hinterherklappern mit einer Gedenkveranstaltung für den Ersten Weltkrieg“, sagte er dem Tagesspiegel. Dies solle man der Wissenschaft überlassen. (krk)