Er ist einfach eine Institution. Seit gefühlten 150 Jahren macht Heino jetzt schon Musik. Wer sich in einer vermeintlich „hippen“ Umgebung zur Persona non grata machen will, muß nur seinen Namen nennen. Wer dann auch noch gesteht, die Musik des Schlagerstars zu hören, gilt schnell als absonderlich, rückständig und langweilig.
Nun kehrt der 74jährige aus der Versenkung zurück, in die er zumindest für viele Großeltern nie verschwunden war. Statt mit Schlagern wartet der Sänger mit der unvergleichlichen Stimme nun mit einem Album auf, das es in sich hat: Rammstein, Oomph!, Die Ärzte, Sportfreunde Stiller, Peter Fox. Keine deutsche Musikgröße bleibt ungeschoren. Harley Davidson statt Rollator. Lederjacke statt Bayern-Tracht. „Schwarzbraun ist die Haselnuß“ und „Blau blüht der Enzian“ waren gestern.
Die Songs klingen aus Heinos Kehle unverfälschter und ehrlicher als im Original. Wenn er beim Ärzte-Titel „Junge“ anstimmt „Und immer deine Freunde, ihr nehmt doch alle Drogen – und ständig dieser Lärm“, ist ihm die elterliche Fürsorge in jeder Sekunde anzumerken.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Ein echter Konservativer
Selten hat ein Volksmusiker sich selbst und die Konkurrenz genüßlicher durch den Kakao gezogen. Soviel Selbstironie kann nur ein überzeugter Konservativer aufbringen. Weit weniger Spaß verstand da offenbar der Sänger der Möchtegern-Rocker von Oomph!, Dero Goi. „Heino hat einige Lieder in seinem Repertoire, die man durchaus als völkisch-verherrlichend bezeichnen kann.“ Bei ihm höre der Spaß dort auf, vertraut er der Bild-Zeitung an. Bei den Deutschen, fängt er da offenbar erst an. Sein Album „Mit freundlichen Grüßen” steht mittlerweile unangefochten auf Platz 1. der Amazon-Verkaufsschlager.
Reichlich unentspannt äußerte sich übrigens auch der Manager der Ärzte, Axel Schulz, nach Angaben des Boulevard-Blattes. „Solange dieser Heini den Originaltitel nicht mutwillig verändert, werde ich nichts dagegen unternehmen“, läßt sich Schulz zitieren. So schnell kann das gehen: Gestern noch eine bemüht unbequeme Punkgruppe, heute schon eine nölige Miesmacherband mit Wackeldackel-Image. Der Schlagerstar reagiert süffisant: „Jetzt zeige ich den jungen Leuten mal, was man aus ihren Liedern machen kann.“ Wir sagen an dieser Stelle einfach mal: Danke Heino! Du bist ein wahrer Rocker!