Die sogenannte Schwarzarbeit, so vermutet der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), erreicht in Deutschland ein Umsatzvolumen, das fünf bis sieben Prozent des Bruttosozialproduktes entspricht. Anstatt sich darüber zu freuen, daß der Wohlstand unseres Landes und seiner Bürger folglich deutlich größer ist, als es die offiziellen Zahlen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zum Ausdruck bringen, hat die Arbeitnehmerorganisation jedoch ein Haar in der Suppe gesucht und gefunden. Ganze 1,5 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse, klagt der DGB, könnten entstehen, wenn die Menschen entweder so ehrlich wären oder wenigstens effektiv gezwungen werden könnten, von der dem Abkassieren des Staates entzogenen Arbeit zu lassen. Wirklich eindrucksvoll ist diese Zahl allerdings nicht, wenn man sich vor Augen führt, wie viele Menschen in Deutschland offiziell erwerbslos sind oder einer Beschäftigung nachgehen, die ihnen bestenfalls die Sicherstellung ihres Existenzminimums erlaubt. Sie belegt lediglich, daß sich die landläufige Mutmaßung, die Empfänger von staatlichen Transferleistungen gingen mehrheitlich einem heimlichen Erwerb nach, offenbar nicht auf Fakten stützt. Gravierender ist, daß der DGB einer Ausmerzung der Schwarzarbeit einen Beschäftigungseffekt unterstellt, der nicht mit den Marktgesetzen in Einklang zu bringen ist. Wer sich darauf einläßt, unter Umgehung von Fiskus und Sozialversicherung eine Leistung zu erbringen, würde von dieser unter regulären Bedingungen tendenziell eher absehen, da sie für ihn weniger einträglich wäre. Entsprechendes gilt für die Seite der Auftraggeber. Fielen Steuern und Sozialabgaben an, würden die Kosten deutlich steigen und die Nachfrage nach der verteuerten Leistung entsprechend sinken. Wo es gelingt, Schwarzarbeit zu unterbinden, werden also nicht bloß Win-win-Beziehungen zwischen Vertragspartnern mutwillig zerstört. Es sinkt auch der gesamtgesellschaftliche Wohlstand, da jene Wertschöpfungsprozesse, die nur unter den Bedingungen der Abgabenfreiheit lohnenswert sind, zum Erliegen kommen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Rezession kann es aber nicht sinnvoll sein, die Konjunktur durch derartige Maßnahmen weiter zu dämpfen. Zu erwägen wäre vielmehr, zumindest vorübergehend den Verfolgungsdruck von der Schwarzarbeit zu nehmen, damit wenigstens sie eine stärkere Dynamik entfalten und den von der Krise bedrohten Bürgern eine Perspektive und mehr soziale Sicherheit bieten kann.