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Machterhalt durch Geschichtspolitik

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Der kleine bibliophile Band der Edition Antaios ist eine besondere Gabe des Historikers Stefan Scheil zu einem brennenden Thema. Er macht der Reihe mit dem wunderlichen Namen, welcher der Seefahrt entstammt, alle Ehre: Das Kaplaken, von niederländisch „Tuch für eine Kappe“, bezeichnete ein (Sonder-)Entgelt, das der Kapitän von Befrachter, Ablader und Empfänger für den Gütertransport erhielt. Mit diesem Essay erhält der auf Wahrheit und Gerechtigkeit für die jüngere deutsche Geschichte Drängende, der an der mit Händen zu greifenden nationalmasochistischen Verunstaltung verzweifelt, atemberaubend nüchterne Erklärungen. Sie legen zugleich den Charakter – oder besser: die Charakterlosigkeit – der Verunstaltung schonungslos offen: „die von der Bundeszentrale für politische Bildung vertriebene Arbeit Jochen Böhlers über den deutschen Polenfeldzug von 1939 als ‘Auftakt zum Vernichtungskrieg’ ist in weiten Passagen ein reines Phantasieprodukt“. Eine solche „radikale Abwendung von wissenschaftlichen Standards, Quellenkritik und gesundem Menschenverstand“ sei indes „in der offiziösen Geschichtsschreibung der Bundesrepublik kein Einzelfall“. Scheil erklärt, wie Schuldreue („weltweit einzigartig“), Wiedergutmachung und Verklärung des „Westens“ das politische Selbstbewußtsein der politischen Klasse begründen und zugleich deren Sendungsbewußtsein, wenn es um Klimaschutz oder Menschenrechte geht. Historischer Revisionismus entzieht dieser Kaste die Basis und darf deshalb nicht sein. Auch Normalbürger hören lieber Bekanntes und lehnen ihn ab. Jörg Friedrichs Buch „Der Brand“ war erfolgreich, weil man es nicht als revisionistisch empfand, denn: „die Mehrheit wußte stillschweigend um den Charakter des Bombenkriegs als eines Massenverbrechens“. So antideutsch sich die Politik bezüglich der Geschichte geriert, indem sie sogar Schuld für die Sklaverei auf sich nimmt, so „lärmend“ beansprucht sie eine moralisch-politische Führungsrolle. Sie hat starke Verbündete gewonnen wie nie vorher in der deutschen Geschichte. Diese Position ist sicher auch der Rolle Deutschlands als schuldkultigen Tributzahlers zu verdanken und der Verweigerung, die Rechtsansprüche vieler Millionen Vertriebener zu vertreten, wodurch sich der Staat – wie zudem bei der Bestätigung von Enteignungen – als „kältestes aller kalten Ungeheuer“ (Nietzsche-Zitat Scheils) zeigt. Hier sieht der Autor Züge „eines historischen Sonderwegsbewußtseins, in dem sich die Bundesrepublik gut eingerichtet hat und erfolgreich Politik betreibt“. Scheil entlarvt weiterhin, wie tatsachenwidrig die negative Darstellung der deutschen Entwicklung im Vergleich zum „Westen“ ist. Dies sowie die vielen anderen etablierten und in Arbeit befindlichen „Geschichtsmärchen“ weltweit sollen nicht zuletzt bemänteln, „daß sich der Aufstieg des Westens und Europas als Verbrechensgeschichte schreiben läßt“. Für ihn können aber Rechtsstaat und Demokratie „nicht durch Berufung auf fragwürdige oder offensichtlich unzutreffende Geschichtsbilder gewährleistet werden“. Wie das im Fall des Ausbruchs und der Eskalation des Zweiten Weltkrieges geschieht, exemplifiziert er durch die nachfolgende Entgegnung auf eine Kritik seiner diesbezüglichen Bücher. Hier wird klar: Historischer Revisionismus wird nicht mit Tatsachen bekämpft, sondern schlicht mit deren Unterschlagung und mit dem Vorwurf „Revisionismus“.Diese ungemein dichte, einleuchtende Analyse schafft Klar- und Umsicht im Nebel des heutigen Mißbrauchs der Geschichte zu politischen Zwecken. Stefan Scheil: Revisionismus und Demokratie. Band 12 der Kaplaken-Reihe. Edition Antaios, Schnellroda 2008, broschiert, 80 Seiten, 8 Euro Licht ins Dunkle bringen: Die antideutsche Politik hat Züge eines historischen Sonderweg-Bewußtseins, in dem sich die Bundesrepublik gut eingerichtet hat und erfolgreich Politik betreibt

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