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Mama wird ein betriebswirtschaftlicher Faktor

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Es ist schon seltsam. Kaum führt die ach so konservative Familienministerin Ursula von der Leyen ein Elterngeld ein, um alle frischgebackenen Mütter nach spätestens einem Jahr wieder in die Erwerbstätigkeit zurückzulotsen, meldet sich ausgerechnet die familienpolitische Sprecherin der Linken im Saarland, Christa Müller, mit der Forderung, Frauen sollten durch ein Erziehungsgehalt motiviert werden, möglichst lange selber für ihre leiblichen Kinder zu sorgen. Ihr Plädoyer „Dein Kind will dich“ erschien in einem christlichen Verlag, und sie tauchte sogar mit Bischof Mixa gemeinsam bei einer Veranstaltung der Paneuropa-Union auf, um für ihre Vorschläge zu werben. Müller, besser bekannt als Ehefrau von Oskar Lafontaine, holt in ihrer Schrift zum Rundumschlag aus. Es gebe in Deutschland nicht zu wenig Kinder, es stelle sich hier vielmehr die Frage, was aus diesen Kindern werden solle. Der Staat vernachlässige den Nachwuchs von sozial Schwachen und handele sich damit hohe Kosten ein, wenn diese als Erwachsene ihm später auf der Tasche liegen. Zu viele schlecht qualifizierte Migranten kämen nach Deutschland, gleichzeitig hält Müller es für unmoralisch, gut ausgebildete ihrem Heimatland abzuwerben. Sie beklagt das Verschwinden der Kindheit durch die komplette Durchorganisation des Tages, wobei den Kindern nicht einmal der Freiraum bliebe, sich auch einmal zu langweilen. Sie beschwert sich über Frauen, die schwanger werden, um einen Mann an sich zu binden, und bedauert, daß viele Ehen allzu leichtfertig geschieden werden, ohne das Kindeswohl dabei in den Vordergrund zu stellen. Das Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ ist für sie eine Anleitung zur Folter, und der Bevölkerungsrückgang in den Innenstädten sollte dazu genutzt werden, Wohnraum für Familien in Häusern mit Gärten und eine neue Spielplatzkultur zu schaffen. Mehr Mut verlangt Müller vor allem in der Erziehungsarbeit, um bürgerliche Werte wie Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Herzensbildung, Pünktlichkeit, Ordnung, Fleiß, Sparsamkeit, Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin, auch mit Hilfe von Autorität und Strenge, zu vermitteln. In diesem Sammelsurium läßt sie sich dann auch über die Bedeutung der Pflegeleistung für alte Menschen aus, die zunehmend weniger in den Familien erbracht werde. Dies habe gravierende volkswirtschaftliche Folgen, die sich in der Zukunft weiter verschärfen würden. Sie warnt vor allem Kinderlose, sich ja nicht auf die staatliche Altersvorsorge zu verlassen. Von eigenen Kindern würde man „im Alter liebevoller umsorgt werden, als von eingewandertem Personal, das sie nicht kennen (…) und das ihnen auch bei gutem Willen keine tröstenden Worte sagen kann, weil es die deutsche Sprache nicht beherrscht“. Akribisch listet sie dabei auf, wie ein Heimplatz und wie die häusliche Pflege die Sozialkassen belasten. Spätestens dann aber, wenn Christa Müller behauptet, es sei ein Irrtum davon auszugehen, daß es in der Hausfrauenehe der fünfziger Jahre keine Gleichberechtigung gegeben habe, diese sei sogar ganz im Gegenteil die Regel gewesen, und sie sogar vom Ethos, wie man als Ehefrau, Hausfrau und Mutter damals zu sein gehabt habe, schwärmt, reibt man sich verwundert die Augen. Schreibt hier wirklich eine Linke? Die lafontainesche Ader schlägt dann doch durch, als Müller ausrechnet, was bei einem Ausfall ihrer Arbeitskraft auf ihre Familie an Kosten zukäme: 2.500 Euro für das Internat ihres Sohnes, 2.000 Euro für die Pflege ihrer Mutter im Altenheim, gut 1.000 Euro für Restaurantkosten, Wäsche und Putzfrau ihres Ehemannes – wer sollte das bezahlen? Eine zweite Variante, nämlich zwei Hausmädchen rund um die Uhr zu beschäftigen – hier fehlt der Hinweis nicht, diese müßten auch den Französischunterricht des Sohnes leisten können -, würde etwa 6.000 Euro kosten und dazu führen, daß es sich für ihren Mann so kaum noch lohnen würde, seinem Beruf nachzugehen. Bliebe also nur als letzte Variante, daß er sich sofort Ehefrau Nummer vier sucht. Jedem Normalbürger würde spontan eine weitere Möglichkeit einfallen: Wie wäre es, die Villa in der Toskana zu verkaufen und ab sofort etwas kleinere Brötchen zu backen? Aber darüber hat Müller offenbar noch nicht nachgedacht. Als Quintessenz all ihrer mehr oder weniger tiefsinnigen Überlegungen kommt Müller zur Forderung nach einem Erziehungsgehalt, das ähnlich wie beim Pflegegeld nach dem Grad der Pflege- und Erziehungsbedürftigkeit des Kindes gestaffelt werden sollte. Alle familienpolitischen Leistungen wie Kindergeld, Ehegattensplitting, Erziehungsgeld sollten entfallen. Ehefrauen/Ehemänner müßten eine berufliche Ausbildung, die im weitesten Sinn der Hauswirtschaft zugeordnet werden kann, absolvieren und sich ständigen Kontrollen unterziehen, um in den Genuß des Erziehungsgehaltes, das sowohl steuer- als auch sozialversicherungspflichtig wäre, zu kommen. Sie nennt sogar die Höhe des Salärs: Im ersten Lebensjahr des Kindes 1.600 Euro, im zweiten 1.000 und dann bis zum 20. Lebensjahr 500 Euro. Allerdings, so Müller, wird das Gehalt in dieser Höhe nur gezahlt, wenn der Abstand zwischen Geschwisterkindern mindestens zwei Lebensjahre beträgt. Volkswirtschaftlich bedeute der Beruf „Hausfrau/Hausmann“ die Schaffung von Millionen von Arbeitsplätzen und damit einen massiven Rückgang der Arbeitslosigkeit. Offen bleibt nur noch die Finanzierung. Christa Müller: Dein Kind will dich. Echte Wahlfreiheit durch Erziehungsgehalt. Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2007, gebunden, 192 Seiten, 18,90 Euro Foto: Erziehung wie bei Muttern: Kindlicher Freiraum selbst für Langeweile statt totale Durchorganisation

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