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Marc Jongen, ESN Fraktion

Der gute Amerikaner

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Es gibt nur wenige Schauspieler, die gleichermaßen in allen Genres zu Hause sind. James Stewart, von seinen Freunden Jimmy genannt, gehörte zu dieser seltenen Spezies. Dabei wollte er eigentlich Architekt werden, schloß sich jedoch nach seinem Examen der kleinen Theatergruppe Falmouth Players an und kam auf diese Weise an den Broadway. Obwohl eigentlich eher der „all-American boy“, der saubere, aufrechte Amerikaner, war eine seiner ersten Rollen in Hollywood ausgerechnet die eines Mörders im zweiten Teil der überaus beliebten und erfolgreichen „Dünner Mann“-Serie (After the Thin Man, 1936). Drei Jahre später wurde der 1,92 Meter große und immer ein wenig linkisch wirkende Stewart mit dem Western „Destry Rides Again“ (Der große Bluff, 1939) an der Seite von Marlene Dietrich dann endgültig zum Star. 1940 gewann der am 20. Mai 1908 in Indiana, Pennsylvania, geborene James Maitland Stewart den Oscar als bester Schauspieler für seine Rolle in George Cukors „The Philadelphia Story“ (Die Nacht vor der Hochzeit). Nachdem er mit Frank Capra und Ernst Lubitsch einige brillante Komödien gedreht hatte („Mr. Smith geht nach Washington“, „Rendezvous nach Ladenschluß“, „Ist das Leben nicht schön?“) engagierte ihn Alfred Hitchcock für den Thriller „Rope“ (Cocktail für eine Leiche, 1948). Aus dieser Zusammenarbeit erwuchs eine lebenslange Freundschaft. Noch dreimal drehte Stewart mit Hitchcock. In „Rear Window“ (Das Fenster zum Hof, 1954) spielt er den Pressefotografen L.B. Jeffries, der vorübergehend an den Rollstuhl gefesselt ist, weil er sich ein Bein gebrochen hat und aus lauter Langeweile nun das Leben und Treiben seiner Nachbarn im Hinterhofkomplex einer Appartementanlage in Greenwich Village beobachtet und dabei einem Mord auf die Spur kommt. Der Film ist ein wahres Paradies für Voyeure, weil Hitchcock die Zuschauer in die Lage von James Stewart versetzt und uns die Handlung subjektiv mit seinen Augen verfolgen läßt. In „The Man Who Knew Too Much“ (Der Mann, der zuviel wußte, 1956) – wiederum unter der Regie Hitchcocks – ist „Jimmy“ ein freundlicher Arzt aus dem Mittleren Westen, der mit seiner Familie in Marokko Urlaub macht und versehentlich in eine politische Intrige gerät. Ein letztes Mal kamen die beiden in „Vertigo“ (Aus dem Reich der Toten, 1958) zusammen. Stewart spielt Scottie Ferguson, einen pensionierten Polizisten mit Höhenangst, der der berückend schönen Madelaine (Kim Novak) verfällt und mitansehen muß, wie sie von einem Turm stürzt. Später begegnet er einer anderen Frau, die ihr ähnlich sieht, und versucht sie zu verändern, bis sie ihrer Vorgängerin in Verhalten und Aussehen bis aufs Haar gleicht. Schließlich jedoch muß er schmerzhaft erkennen, daß diese vermeintlich andere Frau, Judy, und Madelaine ein und diesselbe Person ist und er – ohne es zu ahnen – zum Komplizen eines heimtückischen Mordes wurde. James Stewart lieferte hier eine sehr besten Leistungen ab und verlieh dem von Schuldgefühlen geplagten Polizisten eine starke emotionale Ausstrahlung. In den fünfziger Jahren arbeitete Stewart auch sehr erfolgreich mit Anthony Mann zusammen. Die beiden drehten eine Reihe Western, die zu den schönsten des Genres gehören. In der Rache­geschichte „Winchester ’73“ (1950) spielt Stewart einen Mann, dessen Bruder den Vater ermordet hat. Während er ihn durch den Westen jagt und in einem letzten Duell tötet, geht es auch um die Jagd nach einem wertvollen, außerordentlich treffsichern Gewehr, das ständig den Besitzer wechselt und als roter Faden für eine Anthologie nahezu aller markanter Western-Situationen dient. Manns Western „Bend of the River“ (Meuterei am Schlangenfluß, 1952), „The Naked Spur“ (Nackte Gewalt, 1952), „The Far Country“ (Über den Todespaß, 1954) und „The Man from Laramie“ (Der Mann aus Laramie, 1955), alle mit James Stewart in der Hauptrolle, handeln von einem Westerner, der bewußt oder unbewußt bereits einen Bruch mit der Gesellschaft hinter sich hat. Der lakonische, abgeklärte und wortkarge James Stewart war der ideale Darsteller für diese Rolle eines einzelnen Helden, der sich über den Antagonismus von Individuum und Gemeinschaft hinwegsetzt und dennoch Kontinuität und Geborgenheit vermittelt. An der Seite von John Wayne spielte James Stewart 1976 in Don Siegels „The Shootist“ (Der letzte Scharfschütze, 1976), einer stilsicheren Reflexion des Genres, seine letzte Westernrolle. Mit Michael Winners „The Big Sleep“ (Tote schlafen besser, 1978), einem Remake von Howard Hawks Klassiker aus dem Jahre 1946 nach Raymond Chandlers berühmtem Kriminalroman, nahm James Stewart schließlich endgültig Abschied von Hollywood und zog sich mit seiner Frau Gloria, mit der er seit 1949 verheiratet war, ins Privatleben zurück. In Beverly Hills ist James Stewart, der neben Stars wie Gary Cooper, Gregory Peck, Henry Fonda und Cary Grant der Inbegriff des „guten Amerikaners“ war, am 2. Juli 1997 im Alter von 89 Jahren gestorben. Foto: James Stewart

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