Was meinungsmächtige Journalisten hierzulande streckenweise zu Papier bringen, ist bestenfalls ebendies: meinungsmächtig. Aber ist es deswegen auch gleich elegant und stilsicher geschrieben? Beantworten wir die Frage von dieser Stelle aus vornehm zurückhaltend so: Fragezeichen sind erlaubt. Andernorts ist man da weniger von Zweifeln geplagt, zum Beispiel in der Jury des mit 30.000 Euro dotierten Jacob-Grimm-Preises. Die hat jetzt zum ersten Mal den von der Eberhard-Schöck-Stiftung und dem Verein Deutsche Sprache verliehenen Kulturpreis Deutsche Sprache an einen Journalisten vergeben: den FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher. Nun gehört der 47jährige Schirrmacher zwar unbestreitbar zu den meinungsmächtigsten Journalisten dieses Landes mit einer ihm dieserhalb zugeschriebenen erhöhten Verantwortung nicht nur für das, was er meint, sondern ebenso dafür, wie er es aufschreibt. Doch genau hierin liegt das Problem. Denn der Jury hat es gefallen, Schirrmacher für seine „sprachlichen Leistungen“ zu loben. Seine Beiträge zeichneten sich „durch Stilsicherheit, Eleganz und beispielhafte journalistische Qualität“ aus. Darauf muß man erstmal kommen. Schirrmacher mag ein raffinierter Themensetzer und Windmacher sein, elegant und stilsicher im Ausdruck schreiben kann er nicht. Und was die journalistische Qualität betrifft: Wie er vor Jahren Martin Walser feuilletonistisch hingerichtet hat, indem er ein unveröffentlichtes, ihm nur zum Vorabdruck angebotenes Manuskript ausgeschlachtet hat, ist bis heute unvergessen.