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Mein skurriles Idaho

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Die Witzfigur des unbeliebten Außenseiters an der High School, wo Beliebtheit alles ist, ist kein Neuling auf der großen Leinwand, sondern ein immer wieder gern gesehener Bekannter aus Filmen wie Todd Solondz‘ „Willkommen im Tollhaus“ (1995) und Wes Andersons „Rushmore“ (1998). Anders als die einsame Elfjährige, die sich nichts sehnlicher wünscht, als ihrem heimischen Tollhaus zu entkommen, oder der Eigenbrötler, der in „Rushmore“ geradezu zwanghaft die ganze Palette an Aktivitäten wahrnimmt, die seine Schule zu bieten hat, schert sich die Hauptfigur in Jared Hess‘ sporadisch interessantem Spielfilmdebüt keinen Deut um sein Image. Ganz im Gegenteil: Er schwelgt regelrecht in der eigenen Tolpatschigkeit, hüpft verzückt von einem Fettnäpfchen zum nächsten und freut sich, wenn es ordentlich spritzt. Napoleon Dynamite (John Heder, mit 26 für die Rolle eindeutig zu alt) ist nicht gerade ein Sympathieträger. Mit seinem autistischen Gebaren, seiner ewigen Leidensmiene und den verkniffenen Schweinsäuglein hinter riesigen Brillengläsern macht er es dem noch so wohlwollenden Zuschauer schwer. Napoleon lebt im provinziellsten Idaho – und könnte drum genausogut Mark Miller heißen, nur daß es nicht halb so lustig wäre – mit seinem 32jährigen Bruder Kip (Aaron Ruell), der sich den lieben langen Tag in irgendwelchen Chatrooms herumtreibt, und der Großmutter, deren alternativer Lebensstil dafür sorgt, daß sie sich nach einem Strandbuggy-Unfall rasch aus dem Filmgeschehen verabschiedet. Dafür taucht Onkel Rico (Jon Gries) auf, ein frustrierter Ex-Football-Spieler, der sich so sehr nach seinen ruhmreichen Zeiten in den 1980ern sehnt, daß er im Internet eine „Zeitmaschine“ bestellt. Die drei ernähren sich von Steaks und Gehässigkeit. Wenn Napoleon sich nicht gerade mit seinem großen Bruder prügelt, versucht er dem aufdringlichen Onkel aus dem Weg zu gehen. Kaum besser ergeht es ihm in der Schule, wo er die ständigen Hänseleien mit einem Schulterzucken und ein paar vor sich hin gemurmelten Schimpfwörtern erduldet. Freundschaft schließt er nur mit dem genauso geächteten „Neuen“ Pedro (Efren Ramirez, der ebenfalls unzählige Male sitzengeblieben sein muß, um in derart fortgeschrittenem Alter immer noch die Schulbank zu drücken) und seiner unscheinbaren Nachbarin Deb (Tina Majorino), die aus unerfindlichen Gründen auf den linkischen Sonderling steht. Ebenso unerfindlich wirkt Pedros Entscheidung, mit Napoleon als Wahlkampfmanager und Deb im Schlepptau für das Amt des Schulsprechers zu kandidieren. Im Verein mit dem unvermeidlichen Schulball bildet die Wahl den strukturellen Hintergrund, vor dem sich Hess von einem humorigen Zwischenspiel zum nächsten hangelt. Diese Sketche um ein transusiges Lama, eine Milchprobe, einen in Zeichensprache vorgetragenen Bette-Midler-Song und ein Zweigespann unterbelichteter Geflügelzüchter sorgen für die größten Lacher. Manche Nuance in Mimik und Gestik der Hauptdarsteller erschließt sich sogar erst beim zweiten Sehen. „Napoleon Dynamite“ spielt im Heimatort des Regisseurs, der gemeinsam mit seiner Frau das Drehbuch schrieb – daß all diese skurrilen Begebenheiten eigener Erfahrung mit dem Landleben entsprungen sind, möchte man freilich nicht hoffen. Weniger witzig ist der Film dort, wo er es am dringendsten sein möchte: mit Kips Generalüberholung im Hiphop-Stil durch seine brandneue Internet-Freundin LaFawnduh oder Dietrich Baders Rolle als Kampfsporttrainer mit Testosteron-Antrieb. Auffällig auch Cory Lorenzens nostalgisch anmutendes Produktionsdesign mitsamt Toplader-Videorekorder und Wandpanelen aus Kunstholz. Der eklektische Soundtrack mit seinen kitschigen Flötentönen (John Swihart) bereitet erst recht Kopfzerbrechen: In welchem Jahrzehnt spielt hier eigentlich die Musik? Indes lebt es sich im heutigen Idaho vielleicht tatsächlich noch wie im Jahr 1982. Foto: Napoleon Dynamite (John Heder): Mögen muß man ihn nicht

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