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Atheismus als Steckenpferd

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Der französische Philosoph Michel Onfray hält seit Jahren Vorlesungen an der von ihm in Caen gegründeten Université Populaire. Sein Buch über sein Lieblingsthema, den Atheismus, rangiert in Frankreich seit vielen Monaten auf der Bestsellerliste (Originaltitel: Traité d’athéologie). Er präsentiert eine – auch in der Übersetzung von Bertold Galli wohlformulierte – Abhandlung über die Nichttheologie, der er nicht nur die bekannten nihilistischen und atheistischen Positionen von Feuerbach oder Nietzsche zuordnet. Viele der vorgestellten Denker sind hierzulande allerdings weitgehend unbekannt. An ihrer Stelle vermißt man in der deutschen Ausgabe Namen wie Karlheinz Deschner (Kriminalgeschichte des Christentums) oder Gerhard Sczesnay (Die Zukunft des Unglaubens). Insgesamt tritt Onfray nicht allein gegen das Christentum ein, sondern er bietet einen Rundumschlag gegen alle monotheistischen Religionen. Diese seien allesamt unglaubwürdige Mythen und Fiktionen, die untereinander einen historischen Verweis- und Bezugscharakter besitzen und alle mit den gleichen immunisierenden Methoden arbeiten. Mit unsinnigen Geboten und Verboten würden die Menschen nur unterdrückt. Onfray sieht generell daher die monotheistischen Religionen in ihrem Ursprung als Stammesmythen, die der inneren und äußeren Disziplinierung galten. Bereits in Talmud und Thora lasse sich nachweisen, daß die Juden Hethiter, Kanaaniter und anderen Völkerschaften im damaligen Palästina mit Berufung auf Jahwes Gebot zur Eroberung von Lebensraum massenhaft hinmordeten. Als besonders drastisches Beispiel hierfür wertet er den Koran, den er für ein „durch und durch archaisches Buch“ mit beinahe faschistischem Charakter hält. Für einen Muslim bestehe daher die Welt nur aus Freunden und Feinden. Wenn man nun von Onfray einen Gegenentwurf zu dieser vernichtenden Religionskritik erwarten sollte, dürfte man allerdings enttäuscht werden. Immerhin kann er darauf verweisen, in anderen Büchern eine konkrete „Philosophie des guten Essens und Trinkens“ veröffentlicht zu haben. Michel Onfrey: Wir brauchen keinen Gott. Warum man jetzt Atheist sein muß. Piper Verlag, München 2006, broschiert, 320 Seiten, 14 Euro

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