Als monatlich erscheinende „Zeitschrift für Spiritualität im Informationszeitalter“ sucht Info 3 – Anthroposophie heute vor dem Hintergrund der „wissenschaftlich ausgerichteten Anthroposophie Rudolf Steiners offen und undogmatisch den Dialog mit anderen zeitgemäßen Ansätzen geistigen Lebens“. Auf akademischem Niveau werden Beiträge zur Diskussion gestellt, die beweisen sollen, daß Wissenschaft und Spiritualität keine Gegensätze sein müssen, „wenn ein kritisches Methodenbewußtsein diesen neuen Abschnitt menschlicher Erkenntnissuche begleitet“. Eine der letzten Ausgaben der Zeitschrift stand unter dem Motto „Hundert Jahre und eine Frage“ und spielte damit auf Steiners 1904 erschienenes Hauptwerk „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten“ an. Als „konkretes Anleitungsbuch für die eigene spirituelle Entwicklung“ blieb es lange Zeit das einzige seiner Art, sozusagen ein Geheimtip im überschaubaren Kreis der Anthroposophen. Der Beginn der New-Age-Bewegung in den frühen achtziger Jahren überschwemmte dann jedoch die Buchhandlungen und Bibliotheken mit psychisch-spirituellen Ratgebern, von denen die meisten gewiß nur den Zweck hatten, ihren Verlegern und Autoren möglichst schnell zu möglichst viel Geld zu verhelfen. Aus der Fülle dieser Literatur ragt Steiners Werk aber auch heute noch weit hinaus, wenngleich das interessierte Publikum bei den Stichworten „Spiritualität“, „Meditation“, „Zen“ oder „inneres Wachstum“ wohl eher an den Dalai Lama denkt als an die Anthroposophie. Mit den „Geburtswehen einer integrativen Medizin“ befaßt sich ein weiterer Text. Die anthroposophischen Erkenntnisse über Gesundheit, Krankheit und Heilung stehen heute auf der „vollen Höhe … der offiziellen naturwissenschaftlichen Medizin“, schreibt ein Frank Meyer, und dies vor allem auch dank Steiner, der sich bereits früh gegen „naturärztliche Pfuscherei“ und gegen Sektierertum und Fanatismus ausgesprochen hatte, die seit jeher in alternativ-medizinischen Kreisen verbreitet waren. Nicht die Absage an die Schulmedizin und die empirische Naturwissenschaft sei heute geboten, sondern das Neben- und Miteinander von naturwissenschaftlichen, komplementären und traditionellen Therapien und Systemen müsse die Medizin der Zukunft sein. Im Beitrag „Anthroposophie im Ranking“ werden die wichtigsten Erfolge der Anthroposophie wie Waldorfpädagogik oder Demeter-Landwirtschaft vorgestellt, die bekanntesten Anthroposophen wie Michael Ende, Christian Morgenstern und Joseph Beuys benannt, aber auch die größten Flops der Anthroposophen selbstkritisch an den Pranger gestellt. Dazu zählt man neben einer inzwischen ausgestorbenen Rezitationsform und selbstgeschnitzten Holzrahmen auch Werner Georg Haverbeck, den „Anwalt für Deutschland“. Freilich fielen einem da auf Anhieb auch noch weitere Beispiele ein – wie der aus einer anthroposophischen Familie stammende Ex-RAF-Anwalt und heutige Bundesinnenminister Otto Schily. Kontakt: Info 3-Verlag, Kirchgartenstr. 1, 60439 Frankfurt. Das Einzelheft kostet 3,80 Euro, das Jahresabonnement 38 Euro. Internet: www.info3.de