Jossif Wissarionowitsch Dschugaschwili, besser bekannt unter dem Namen Stalin, war einer der schlimmsten Massenmörder der Weltgeschichte. Auf sein Konto gehen Millionen und Abermillionen Tote, angefangen von den Opfern der von ihm durchgesetzten Zwangskollektivierung der Landwirtschaft ab 1929 über die großen Säuberungswellen zwischen 1934 und 1939 bis zu den Greueltaten der Roten Armee während des Zweiten Weltkriegs. In der ZDF-Dokumentation „Stalin – Der Tyrann“ von 2003, die vergangenen Freitag auf 3sat erneut ausgestrahlt wurde, kommen Überlebende des kommunistischen Terrorregimes zu Wort, darunter Semjon Vilenskij: „Stalin hatte keinen Bedarf zu erforschen, ob jemand schuldig oder unschuldig war. Man war schuldig, weil man zu einer Kategorie von Menschen gehörte, die Stalin für unerwünscht erklärte.“ Tatsächlich hatte Stalin von allen Diktatoren des 20. Jahrhunderts nicht nur die größte Machtfülle, sondern nutzte diese auch noch am rücksichtslosesten aus. Das alles hindert Stalins Epigonen heute freilich nicht, ein Hohelied auf ihn anzustimmen. So ist jetzt auf der Frankfurter Buchmesse eine Neuerscheinung präsentiert worden, die einem eiskalte Schauer über den Rücken jagt. „J.W. Stalin – Ein kurzer Abriß seines Lebens und Wirkens“ heißt der gut 400 Seiten starke Band eines Autorenkollektivs. Weil Stalin, so steht es im Werbetext des in Offenbach ansässigen Verlags zu lesen, Hitler das Genick gebrochen habe, müßten „alle demokratischen Kräfte, die den Nazifaschismus hassen, sich ernsthaft mit dem Leben und Werk Stalins beschäftigen“. Außerdem habe Stalin eine Reihe grundlegender Schriften verfaßt, „die gerade angesichts enormer Rückschläge der kommunistischen Weltbewegung eine starke Waffe im Kampf für die Revolution sind und sein können“. Von den Millionen Opfern ist selbstverständlich keine Rede. Merke: Der Schoß ist fruchtbar noch.