Kaum eine okkulte Richtung eignet sich so sehr für reißerische Artikel von Sensationsjournalisten wie der Blick auf die dunklen Seiten unserer Gesellschaft“, stellt der Autor des Büchleins „Satanismus in Deutschland“, Rainer Fromm, bereits im Vorwort fest. Hätte er, der sich im Klappentext als „profunder Kenner der schwarzen Szene“ bezeichnet, seine eigene Einschätzung nur mal selbst zu Herzen genommen. Denn Fromm, der den Anspruch erhebt, einen Überblick über die Satanistenszene zu geben, tappt selbst ununterbrochen in die Sensationsfalle. Dies rührt nicht zuletzt daher, daß Fromm, der vor allem als Filmemacher bekannt ist, von seinem eigentlichen „Steckenpferd“, dem Rechtsextremismus nie wirklich loskommt. So verwundert es kaum, daß er auch in seinem Satanismusbuch die Themen vermengt. Fromm nennt „Elite-Denken, Sozialdarwinismus oder Rassismus“ als sowohl rechtsextremestische als auch satanistische Wesensmerkmale. Über Seiten hinweg entfernt er sich vom eigentlichen Forschungsgegenstand und berichtet vor allem über den Bereich des Neuheidentums sowie über die Skinhead-Musikszene. Auch die Gotik-Szene wird von Fromm nicht verschont. Die Vorwürfe sind weder neu noch originell – und am allerwenigsten hat dies mit dem Schlagwort des Satanismus gemein. Da hilft auch kaum mehr die etwas willkürlich daherkommende Auflistung verschiedenster satanistischer Logen, Vereinigungen und Gruppen, mit der der Autor allenfalls die Heterogenität und Zerstrittenheit der bundesdeutschen Okkultistenszene dokumentieren kann. Die Informationen stammen zumeist von deren Internetseiten. Zwischendurch führt Fromm auch kurze Interviews, deren Fragen ebenso bizarr sind wie die Gesprächspartner selbst. So entblödet Fromm sich nicht, den „Tempelritter“ der „Communitas Saturni“ (CS), Michael Hamm, allen Ernstes zu fragen: „Was für eine Chance hätten Hitler-Fans in der CS?“ Also: Wer sich ernsthaft mit Okkultismus in Deutschland beschäftigen möchte, kann diesen „Kelch“ getrost an sich vorüberziehen lassen. Rainer Fromm: Satanismus in Deutschland. Zwischen Kult und Gewalt. Olzog Verlag, München 2003, 256 Seiten, broschiert, 14,90 Euro