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Längen und Breitengrade

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Abenteuer in exotischen Welten dürften per se das Interesse vieler Leser wecken – erst recht, wenn diese für die Biographie des größten Entdeckers des 18. Jahrhunderts den Rahmen bilden. Der frühere Auslandskorrespondent für das Wall Street Journal und Pulitzerpreisträger von 1995, Tony Horwitz, nimmt sich dieses dankbaren Themas an und entführt den Leser auf die drei spektakulären Entdeckungsfahrten des englischen Seefahrers James Cook. Um die großen Reisen authentischer beschreiben zu können, hat sich Horwitz selbst auf den Weg gemacht und besucht in gleicher Abfolge die von Cook aufgesuchten Orte. Um sich überhaupt ein Bild vom Leben an Bord eines Segelschiffes vor 240 Jahren zu machen, setzt er sich sogar eine Woche der Tortur von Hängematte, Seekrankheit, Strapazen an Deck und dem schwindelverursachenden Erklimmen der Wanten aus. So wechseln sich Entdeckungsfahrt und Spurensuche munter ab – von Tahiti über Neuseeland, den Buchten im Südosten Australiens und dem Großen Barriere-Riff auf der ersten Reise, Tonga, Alaska und schließlich Hawaii auf den folgenden beiden Touren. Selbst Cooks britische Heimat, das regnerische North Yorkshire, bleibt von Horwitz nicht unerkundet. Und es gelingt ihm, dessen großartige Leistung bildhaft zu vermitteln – die Erkundung des zu seiner Zeit unbekannten Drittels des Erdballs, die Durchsegelung des Pazifiks zwischen Beringstraße und Antarktis und damit die Zerstörung aller Hoffnungen auf die Nordost-Passage oder ein imaginäres „Südland“. Das biographische Porträt des Entdeckers fällt dabei weniger „imperialistisch“ oder blutrünstig aus, als es viele Maori- oder Aborigines-Nachfahren heute in ihrer „Geschichtsarbeit“ reflektieren. Die in populärwissenschaftlicher US-Literatur zu beobachtende Boulevardisierung durch eine angestrengt wirkende lockere Sprache und überflüssige Anekdötchen wäre bei einer Schilderung von Cooks erster Reise vielleicht noch gerade erträglich. Diese Form bis zu des Engländers blutigem Ende in der hawaiianischen Kealakekua Bucht fortzusetzen – Horwitz hält diese Prosa sogar bis in den Anmerkungsapparat durch -, dient nur noch der Erzeugung störender Längen. Tony Horwitz: Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers. Marebuchverlag, Hamburg 2004, 703 Seiten, 29,90 Euro

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