Heftige Kritik an dem von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorigen Freitag eingesetzten „Rat für deutsche Rechtschreibung“ übt die Deutsche Sprachwelt. Die Sprachzeitung wirft den Ministern vor allem vor, daß der Rat nicht repräsentativ besetzt sei. Nach einer aktuellen Allensbach-Umfrage befürworteten nur elf Prozent der Deutschen die Rechtschreibreform. Im Rechtschreibrat der KMK ist das Verhältnis jedoch umgekehrt: 95 Prozent der Mitglieder befürworten die Reform. Nur zwei der insgesamt 36 Sitze sollen an die Reformkritiker der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gehen. Der Rest ist vor allem mit Institutionen besetzt, die bereits zuvor im Beirat der Rechtschreibkommission saßen. Dort haben sie die Reform mitgetragen und nie kritisiert. Einige, wie die Wörterbuch- und Schulbuchverlage, haben an ihr sogar kräftig verdient. Das Angebot der größten deutschen Sprachzeitung – nach einer Befragung hat sie eine Reichweite von 80.000 Lesern -, im neuen Rat für deutsche Rechtschreibung mitzuwirken, hat die KMK nach Angaben von Schriftleiter Thomas Paulwitz ausgeschlagen. Vermutlich sei den Kultusministern die Deutsche Sprachwelt zu kritisch. Für die Zeitung haben zahlreiche bekannte Reformkritiker geschrieben, unter anderem der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff und die Germanistik-Professoren Theodor Ickler und Horst Haider Munske. „Obwohl die Deutsche Sprachwelt immer wieder zur Versachlichung der Rechtschreibdebatte aufgerufen und zahlreiche Sachbeiträge veröffentlicht hat, wird sie von der KMK übergangen“, so Paulwitz. Eine Erklärung dafür könnte die Ansicht eines der Hauptverantwortlichen für die Durchsetzung der Rechtschreibreform sein. Der im hessischen Kultusministerium arbeitende Ministerialrat Christoph Stillemunkes zählt die Zeitung „zu den ideologisch verbohrten Gegnern der Rechtschreibreform“, wie er kürzlich schrieb. Der Vorsitzende des Herausgebervereins der Deutschen Sprachwelt, Hans-Manfred Niedetzky, hat unterdessen dazu aufgerufen, weiterhin passiven Widerstand gegen die staatlich verordnete Schreibwillkür zu leisten. Das Verhalten der Ministerpräsidenten und der Kultusminister erinnere ihn „in beängstigender Weise an die Betonköpfigkeit sozialistischer Diktaturen, die ebenso starrköpfig versuchten, die Wirklichkeit ihrer abgehobenen Scheinwelt anzupassen“, so Niedetzky. Kontakt: Deutsche Sprachwelt, Postfach 1449, 91004 Erlangen, Tel.: 0 91 31 /48 06 61, Fax: 0 91 31 / 48 06 62, Internet: www.deutsche-sprachwelt.de