Im Bonner „Haus der Geschichte“ ist jetzt eine zwar schlechte, dafür aber mächtige, fast dreieinhalb Meter hohe und über drei Tonnen schwere Stalin-Büste aufgestellt worden, ein Relikt des sogenannten Sozialistischen Realismus in der Bildhauerei. Das Denkmal wurde 1956, drei Jahre nach Stalins Tod, im tschechoslowakischen Rymarov errichtet, 1992 von dem deutschen Steinfabrikanten Josef Kurz aus der Erbmasse der Sowjetunion erworben und, zusammen mit ähnlichen Relikten, in einem kuriosen „Skulpturenpark der Sowjetkunst“ untergebracht. Kurz hat den Klotz den Bonnern als Leihgabe für eine Dauerausstellung überlassen, die „Bilder der Macht. Politiker im 20. Jahrhundert“ heißt und ab dem 27. Mai zu sehen sein soll. Der überdimensionale Stalin überragt alle übrigen Objekte bei weitem und wirkt als ärgerliche Provokation und Stein des Anstoßes, was offenbar auch beabsichtigt war. Nun hat das 20. Jahrhundert eine Menge Politiker-Plastiken hervorgebracht, von denen gerade in Bonn viele herumstehen: Adenauer und Kennedy, Churchill und Willy Brandt, Stresemann und Ludwig Erhard. Auch von Kemal Atatürk, Juan Perón oder Franklin D. Roosevelt gibt es eindrucksvolle Büsten, die als Leihgabe und Lernobjekt in den Mittelpunkt hätten gerückt werden können. Aber nein, es mußte ausgerechnet Stalin sein. Wieso das? Wenn man schon die dunkle Seite der Macht in Form von Gewaltherrschern herauskehren wollte, warum dann nicht Hitler, gestaltet von Könnern wie Thorack, oder wenigstens Mussolini oder Franco? Doch da war wohl wieder mal die Political Correctness davor und die Feigheit der Ausstellungsmacher. Stalin verspricht keine Unannehmlichkeiten. Er war immer nur Macht, nie wirklich Bild.