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Geburtstagsgeschenke von der Stasi

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Ein Zeithistoriker hat der Evangelischen Kirche der schlesischen Oberlausitz vorgeworfen, im Umgang mit ehemaligen Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) des DDR-Staatssicherheitsdienstes versagt zu haben. Die Kirche fusionierte Anfang dieses Jahres mit der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg. Nach der Auswertung von Stasi-Archiven und aufgrund von Gesprächen mit Betroffenen kommt Roland Brauckmann, Mitglied des Unabhängigen Historikerverbandes, zu dem Ergebnis, daß die Kirchenleitung die Vergehen ihrer Mitarbeiter verharmlost habe. Dies zeige der Fall des Theologen Harald Gräber, der als IM „Harald“ die Stasi rund 20 Jahre lang über kirchliche Vorgänge informierte. Gräber, der Pfarrer in Halle, Zingst, Rathenow und Nauen war und 1989 nach Görlitz wechselte, habe Verfehlungen von Bausoldaten gemeldet und aus seelsorgerlichen Gesprächen zitiert sowie über vertrauliche Beratungen von Pfarrkonventen und der Konferenz der evangelischen Jugendpfarrer berichtet. Dies habe zur Verhaftung eines Jugenddiakons geführt, der anschließend zu 20 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Für die zweimonatliche Berichterstattung habe die Stasi Umzugskosten erstattet, Prämien gezahlt und Geburtstagsgeschenke im Gesamtwert von mehr als 1.000 Mark gemacht. Gräber sei ein Überzeugungstäter gewesen. In dessen Stasi-Akten stehe, daß der Pfarrer es für notwendig gehalten habe, „die feindlichen Kräfte und Personen, welche unter dem Deckmantel der Kirche ihre Feindtätigkeit durchführen, zu entlarven“. Allerdings habe Gräber auch einen Bibelschmuggler gewarnt. Ab 1987 wich Gräber den Treffen mit der Stasi aus und lehnte Anfang 1989 die weitere Zusammenarbeit ab. Ihm sei erst spät klargeworden, daß die Stasi ein Geheimdienst gewesen sei, habe Gräber gesagt. Als nach der Wende der Görlitzer Synodalausschuß die Pfarrer auf freiwilliger Basis auf eine mögliche IM-Tätigkeit überprüfte, beurteilte die damalige Kommission Gräbers Verfehlungen als schwerwiegend und empfahl dienstrechtliche Konsequenzen. In vergleichbaren Fällen reagierten andere Landeskirchen mit dem Entzug der Ordination. Die Görlitzer Kirchenleitung erteilte ihm jedoch 1995 nur einen Verweis und setzte ihn später als Krankenhausseelsorger ein. „Damit wurde die Schuld des IM verharmlost“, sagte Brauckmann gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Der Regionalbischof für die Schlesische Oberlausitz, Hans-Wilhelm Pietz, wies unterdessen den Vorwurf zurück.

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