Antje Vollmer, hessische Spitzenkandidatin der Grünen für die Europa-Wahlen und Bundestagsvizepräsidentin, hat sich bei ihrer eigenen Partei unbeliebt gemacht. In einem Aufsatz für den Berliner Tagesspiegel stellte die examinierte Theologin jüngst fest, „daß die Erfahrung des Lebens mit einem weiblichen und einem männlichen Elternteil … für Kinder im Grundsatz positiv und gut ist“. Zudem findet sie ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare „brisant“ und plädiert aus diesem Grund „entschieden für die Zurückhaltung des Gesetzgebers in dieser Frage“. Diese vernünftige Ansicht sorgt nun bei den Grünen für geballten Unmut. So stellen die „frauenpolitischen SprecherInnen“ der Frankfurter Grünen, Ulrike Gauderer und Manuel Stock – zu Recht übrigens – fest, daß Vollmers Äußerungen allen Parteitagsbeschlüssen der Grünen widersprechen. Von real existierenden „Regenbogen-Familien“, deren Realität Frau Vollmer „hartnäckig verdränge“, ist da die Rede; zudem kollidierten derartige schwulen- und lesbenfeindlichen Auffassungen mit „wissenschaftlichen Erkenntnissen“. Nun ist es jedoch mit den sogenannten „wissenschaftlichen Erkenntnissen“, auf die sich die Grünen berufen, nicht so weit her. Ernst zu nehmende wissenschaftliche Experten wie Gerhard Amendt kommen in ihren Untersuchungen zur Problematik des Adoptionsrechts bei Homosexuellen zu Erkenntnissen, die den grünen Traumtänzern Schauer der Entrüstung über den Rücken jagen müßten. Da man es aber bei der Ausblendung jeglicher Realität bei den Grünen inzwischen zur Perfektion gebracht hat, werden die Resultate solcher Forschungen einfach nicht zur Kenntnis genommen. So wird sich Antje Vollmer also vermutlich weiterhin mit ihren geschockten ParteifreundInnen herumärgern müssen. Allzuviel Mitleid braucht man dennoch nicht mit ihr zu haben. Als Gründungsmitglied und treue Parteisoldatin gehört sie schließlich zu denjenigen, welche die Geister riefen, die nun auch auf sie losgelassen werden.