Anzeige
Anzeige

Deutschtum in Granit

Deutschtum in Granit

Deutschtum in Granit

 

Deutschtum in Granit

Anzeige

Im vergangenen Jahr rückten wegen des 750. Jubiläums der Stadt Posen auch ihre 150 Jahre Geschichte unter preußischer bzw. deutscher Herrschaft in den Blickpunkt. Und nichts dokumentiert diese Geschichte plakativer als das in ihrer wilhelminischen Phase gebaute Schloßareal. Schon im Herbst 2003 widmete sich eine Ausstellung im Potsdamer Neuen Palais dem Posener Schloß (JF 39/03). An der „Nahtstelle zum Slawentum“ sollte der Schloßneubau 1910 auch architektonisch den Anspruch dokumentieren, den nicht nur die „Hakatisten“ – nach den ersten Silben ihrer Führer (Hansemann-Kennemann-Tiedemann) benannte Vorkämpfer einer Germanisierungspolitik – dem Mittelpunkt in der damals vorwiegend polnisch besiedelten deutschen Provinz zudachten. So verwundert auch der historistische Baustil nicht, der an die mittelalterliche Zeit der Ostkolonisation erinnert, welche nun fortgesetzt werden sollte – mit der wenige Jahre darauf einsetzenden Entgermanisierung der ähnlich nationalistisch denkenden neuen polnischen Machthaber ab 1919 aber ins Gegenteil verkehrt wurde. Die Freiburger Historiker Heinrich Schwendemann und Wolfgang Dietsche haben in ihrer Betrachtung des Posener Schlosses den Schwerpunkt vielmehr auf die fünfeinhalb Jahre zwischen 1939 und 1945 gelegt, in denen die „Führerresidenz“ nicht nur den theoretischen Anspruch der Germanisierung des Reichsgaues Wartheland symbolisieren sollte. Unter dem Gauleiter Arthur Greiser sollte dieser Ansatz rücksichtslos durch Vertreibungen der polnischen Bevölkerung und der Ansiedlung von Deutschbalten, Wolhynien- und Bessarabiendeutscher auch eine praktische „völkische“ Umsetzung erfahren. Dieser fatale Traum eines neuen „Ostlandes“ fand allerdings in den umkämpften Ruinen Posens im Februar 1945 sein Ende. Das vom Speer-Schüler Franz Böhmer im neoklassizistischen Stil während des Krieges umgestaltete Innere des Gebäudes schloß auch Privaträume für Hitler ein, die dieser allerdings nie bewohnen sollte. Insofern zielt der etwas reißerische Titel „Hitlers Schloß“ wohl mehr auf die Kaufreflexe des Publikums (Kinder, Tiere, Brüste und Hitler). Heinrich Schwendemann, Wolfgang Dietsche: Hitlers Schloß. Die „Führerresidenz“ in Posen. Ch. Links Verlag, Berlin 2003, 200 Seiten, Abbildungen, 34,80 Euro

Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag

ähnliche Themen
Hierfür wurden keine ähnlichen Themen gefunden.