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Feinsinniger Humorist

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Weihnachts-Abo, Weihnachtsbaum, Zeitungen

Wer kennt Dr. Klöbner und Herrn Müller-Lüdenscheidt nicht, die beiden knollennasigen Herren undefinierbaren Alters, die sich in der gemeinsamen Badewanne nach anfänglicher Sympathie gewaltig in die Wolle kriegen? Oder die auf der Pferderennbahn so unschuldig-naiv wie hintergründig-genial gestellte Frage: „Ja, wo laufen sie denn?“ Oder den allerliebsten Hund Wum und den schlitzohrigen Elefanten Wendelin, die in der ZDF-Sendung „Der große Preis“ für die Behindertenhilfe der Aktion Sorgenkind warben, aus der inzwischen – ohne Wum und Wendelin – die Aktion Mensch wurde. Bernhard Victor (Vicco) Christoph-Carl von Bülow lautet der Name des Schöpfers all dieser Köstlichkeiten feinsten Humors, doch das Publikum kennt und liebt ihn nur unter seinem Künstlernamen „Loriot“. Dies ist die französische Bezeichnung für den Pirol oder die Goldamsel, das Wappentier der preußischen Offiziersfamilie, aus der Loriot stammt. Der Sohn eines adligen Majors der Polizei wurde 1923 in Brandenburg an der Havel geboren. Das Zeichentalent des begabten Schülers fiel bereits seinen Lehrern auf. Aber zunächst verdingte er sich als Statist an der Staatsoper Stuttgart und machte hier seine ersten Bühnenerfahrungen. Nach dem Notabitur wurde er 1941 zur Wehrmacht eingezogen und brachte es bis zum Oberleutnant. Als der Krieg zu Ende war, schlug er sich als Gelegenheitsarbeiter durch und studierte dann Malerei und Graphik in Hamburg. In den frühen 1950er Jahren arbeitet er als Karikaturist für Zeitschriften wie den Stern. Die Strichmännchen mit den Knollennasen wurden schon bald zu seinem Markenzeichen, und sie wurden so beliebt, daß er mit Büchern wie „Großer Ratgeber“, „Dramatische Werke“, „Auf den Hund gekommen“ und „Möpse und Menschen“ in die Bestsellerlisten kam. Wenig später gelang ihm auch der Sprung ins Fernsehen. In den ersten Sendungen „Cartoons“ und „Loriot I-IV“ waren es noch überwiegend Comics, die über den Bildschirm liefen, dann folgten die berühmt gewordenen Sketche, die er oft gemeinsam mit seiner Partnerin Evelyn Hamann präsentierte. Unübertroffen ist beispielsweise seine Grzimek-Parodie „Die Steinlaus“, vor allem aber satirische Alltagsgeschichten wie „Das Jodeldiplom“, „Die Weihnachtssendung“ oder „Der Lottogewinner“ gehören zu den Kultklassikern des deutschen Fernsehens. In den 1980er Jahren wagte er sich ins Kinogeschäft, und schon sein erster Film „Ödipussi“ – wieder mit Evelyn Hamann – wurde ein Riesenerfolg. 1991 drehte er die Komödie „Pappa ante Portas“, die dem Erstling in nichts nachstand. Loriot erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Goldene Kameras, den Karl-Valentin-Orden, den Telestar, den Deutschen Filmpreis sowie den Bambi. Später zog es den Meister des feinsinnigen Humors ans Regiepult. Seine Inszenierung der Oper „Martha“ von Friedrich von Flotow an der Staatsoper Stuttgart, für die er auch das Bühnenbild und die Kostüme entwarf, wurde ein so großer Erfolg, daß er zwei Jahre später in Ludwigsburg Webers „Freischütz“ inszenierte. Daneben schrieb er neue, verbindende Texte zu „Der Ring des Nibelungen“ und gibt bis zum heutigen Tag Lesungen. Loriot lebt zurückgezogen in seinem Haus am Starnberger See, zusammen mit der Modezeichnerin Rose-Marie Schlumbom, mit der er seit mehr als fünfzig Jahren verheiratet ist. Am 12. November feiert der bescheidene und sympathische Künstler, der seinen Ausstieg aus dem Film- und TV-Geschäft mit dem dort herrschenden „erbarmungslosen Tempo“ und „zu viel Klamauk und Zirkus“ begründete, seinen 80. Geburtstag.

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