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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Ewige Grausamkeit

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Akira Kurosawa gilt weltweit als der bekannteste japanische Filmregisseur. Das deutsche Filmmuseum in Frankfurt am Main widmet ihm nun eine sensibel konzipierte Ausstellung. 1910 wurde Kurosawa als jüngstes von acht Kindern in Tokio geboren. Mit Ausnahme der musischen Fächer schulisch schwach, versuchte er als freier Illustrator seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ab 1936 begann Kurosawa für Kajiro Yamamoto, seinen bedeutendsten Förderer, als Regieassistent zu arbeiten. Den ersten eigenen Film – „Sugata Sanshiro/Die Legende vom großen Judo“ – konnte er 1943 der japanischen Öffentlichkeit präsentieren. 1948 drehte Kurosawa „Yoidore Tenshi/Engel der Verlorenen“. Erstmals kam es dabei zur Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Toshiro Mifune – eine Arbeitsgemeinschaft, der insgesamt 16 Filme entspringen sollten. 1950 gelang mit „Rashomon – Das Lustwäldchen“ der internationale Durchbruch: Das Werk bekam den Goldenen Löwen in Venedig und einen Oscar für den besten ausländischen Film verliehen. Die in der Heian-Zeit angesiedelte Erzählung dramatisiert in Rückblenden die sehr unterschiedlichen Wahrnehmungsperspektiven verschiedener Menschen anläßlich eines Mordprozesses. Die Erinnerungen weichen derart stark voneinander ab, daß jede objektive Wahrheit in Zweifel gezogen erscheint. Nach einer fünfjährigen Schaffenspause entstand der 1970 veröffentlichte Film „Dodesukaden – Menschen im Abseits“, mit dem der Regisseur einen neuen Ausdrucksstil suchte. Kurosawas erster Farbfilm schildert die Armut in einem großstädtischen Elendsquartier. Die Arbeit endete in einem finanziellen Desaster, Kurosawa beging einen Selbstmordversuch. 1979 drehte der sich wieder aufraffende Regisseur „Kagemusha – Der Schatten des Kriegers“. Der mit einem Budget von sechs Millionen Dollar damals teuerste japanische Film, angesiedelt in den japanischen Bürgerkriegen des 16. Jahrhunderts, wurde zudem mit einer Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet. Mit einem doppelt so hohen Budget drehte Kurosawa 1984/85 das Monumentalepos „Ran“ als japanisch-französische Koproduktion, die auch hierzulande große Anerkennung fand. Wieder nutzte Kurosawa den Historienfilm, um seine philosophische Weltanschauung pädagogisch zu vermitteln: Über den Blick in die Geschichte sollten dem Publikum wohldosierte Erkenntnisse über die scheinbar ewige Grausamkeit menschlichen Seins nahegebracht werden. In den späten achtziger und frühen neunziger Jahren war es Kurosawa noch vergönnt, an seinem filmischen Alterswerk tätig zu werden. 1990 erhielt er den Ehren-Oscar als Anerkennung seines Beitrags zur Filmgeschichte. Im hohen Alter verstarb Kurosawa am 6. September 1998 in seiner Heimatstadt Tokio. Die diesem Meister von 30 Filmen gewidmete Ausstellung führt über einen traditionell japanisch gestalteten Eingangsraum mit Fenstern aus Mattpapier in den eigentlichen Präsentationsbereich. Die Palette der Exponate reicht von Filmplakaten über Kalligraphien, gemalte Szeneskizzen, handgeschriebene Drehbücher bis zu Filmanimationen mit gelungenen Schnitt-Sequenzen aus Kurosawa-Werken. Ins Auge stechen vor allem aufwendig gefertigte Kostüme, Samurai-Utensilien, die er für seine Monumentalfilme verwandte. Auch im zugehörigen Ausstellungskatalog sind sie in ihrer ganzen Farbenpracht zu bewundern. Professionelle Kostümrestauratoren wurden eigens für die richtige Präsentation der traditionellen Gewänder zu Rate gezogen. Immer wieder durchzieht dabei der Einfluß westlich-europäischer Kultur auf Kurosawas Schaffen – von „Macbeth“ bis zu Western-Klassikern – die Ausstellung. Und immer wieder sollen weise Aussprüche Kurosawas, in schwarzen Lettern an die Wände geschrieben, zum Nachdenken anregen und Interesse für eine die Ausstellung begleitende Filmreihe anregen. Einer der Sinnsprüche lautet: „Künstler sein heißt, niemals die Augen abzuwenden, den Blick zu verschließen. Ich denke, meine Filme sind alle einem Thema gewidmet, dem wichtigsten, das ich mir vorstellen kann – der Frage: Warum können die Menschen nicht glücklicher miteinander leben?“ Eine mögliche Antwort auf diese Frage findet der Besucher beim Gang durch die Ausstellungshallen. Die Ausstellung ist noch bis zum 4. Januar 2004 im Deutschen Filmmuseum Frankfurt am Main, Schaumainkai 41, zu sehen. Der Katalog mit 96 Seiten und 59 farbigen Abbildungen kostet 17,50 Euro.

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