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Es kann nicht allein an der Unzuverlässigkeit der Post liegen, daß neuerdings immer mehr Briefeschreiber dazu übergehen, ihre Briefe nur noch öffentlich zuzustellen. Erst war es der FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher, der seinen unsäglichen Antisemitismus-Vorwurf an Martin Walser in Briefform („Lieber Herr Walser“ – „Mit bestem Gruß“) kleidete. Jetzt eiferte ihm Karl Heinz Bohrer nach, der auf einen Aufsatz von Jürgen Habermas in der Süddeutschen Zeitung mit einem verquasten Brief in der FAZ reagierte („Verehrter Herr Habermas“). Leidtragende dieser Wichtigtuerei sind die verehrten lieben Leser, die aus der Zeitung erfahren müssen, was besser der privaten Korrespondenz vorbehalten geblieben wäre.