Publikationen, die sich dem von der politischen und intellektuellen Klasse erzeugten Konformitätsdruck nicht beugen wollen, haben es hierzulande schwer, sich am Markt zu behaupten. Jetzt hat es die Zeitschrift Opposition (JF 25/01) erwischt, die von der VGB-Verlagsgesellschaft mit sofortiger Wirkung eingestellt wurde. Leser der Opposition verweist der Verlag auf sein zweites publizistisches Standbein, die Zeitschrift Deutsche Geschichte. Das zweimonatlich erscheinende politisch-historische Magazin sei das inhaltlich und konzeptionell „tragfähigere Zeitschriftenprojekt“, heißt es in einer Hausmitteilung des Verlages in der Juli-Ausgabe. Verantwortet wird die Deutsche Geschichte von Gert Sudholt als Herausgeber und Hans Meiser als Chefredakteur; der bisherige Chefredakteur der Opposition, Karl Richter, einer der besten nonkonformen Publizisten Deutschlands, gehört dem Redaktionsbeirat an. Die Auflage beträgt nach Verlagsangaben 12.500 Exemplare. Einen besonderen Schwerpunkt des aktuellen Heftes bildet das Thema Zensur; gleich ein Dutzend Texte sehr unterschiedlicher Qualität widmen sich Fragen der Einschränkung von Meinungs- und Pressefreiheit. Der Bogen spannt sich von der Zensur im Dritten Reich über die von den Alliierten ausgeübte Zensur in der unmittelbaren Nachkriegszeit und den Radikalenerlaß von 1968 bis zu den heutigen subtilen Formen der Zensurausübung. Ein Beitrag geht auch auf die politisch motivierte Gewaltkriminalität gegen die JUNGE FREIHEIT ein, die vor allem Mitte der neunziger Jahre das Ziel von Anschlägen aus der Antifa-Szene war. Aufschlußreiches erfährt der Leser auch über das Ausmaß der Kriminalisierung von politischen Ansichten und von Meinungsäußerungen zu Fragen der jüngeren deutschen Zeitgeschichte. Allein für das Jahr 2000 nennt Gert Sudholt die unglaubliche Zahl von 13.873 Strafverfahren, die es wegen Verstößen gegen die Paragraphen 86, 86a und 130 Strafgesetzbuch, „also wegen der Kundgabe mißliebiger Meinungen“, gegeben habe. Jährlich wanderten zwei Menschen wegen sogenannter Propagandadelikte hinter Gitter, schreibt Sudholt in seiner Einleitung. In den letzten zehn Jahren seien außerdem jährlich zwischen 20 und 60 Tonträger und Bücher indiziert und eingezogen worden. Weitere Beiträge befassen sich mit dem Wiener Kongreß von 1815, den politischen Strömungen vor und nach 1848 sowie dem Nationalismus linker Paulskirchen-Abgeordneter wie Robert Blum, Wilhelm Jordan und Franz Schuselka. Und in der Rubrik „Jahr & Tag“ erinnert die Deutsche Geschichte kurz und bündig an so unterschiedliche historische Ereignisse wie die Bauernaufstände unter dem Bundschuhzeichen vor 500 Jahren, das Attentat auf Reinhard Heydrich vor 60 Jahren und die Parlamentsabstimmung über die umstrittenen Ostverträge vor 30 Jahren. Alles in allem ist die Deutsche Geschichte ein informatives Magazin, das freilich noch gewinnen könnte, wenn es sich vor allem in der Aufmachung mehr an der nun eingestellten Opposition orientieren würde. Anschrift: VGB-Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 1205, 82263 Inning. Tel. 0 81 43 / 99 21 60. Das Einzelheft kostet 7 Euro, das Jahresabonnement 48 Euro.