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Das Eigene

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In einer Zeit, in der die Technik nicht mehr Diener des Menschen ist und dazu da, ihm das Leben zu erleichtern, sondern vom Diener zum Beherrscher des Menschen emporgestiegen ist, besinnen sich immer größere Teile der Kulturavantgarde wieder auf ein Leben, das mit der Natur im Einklag steht. Die Natur wird nicht mehr als etwas angesehen, das es zu überwinden gilt, das allenfalls dem Menschen noch als Rohstofflieferant oder Mülldeponie dient, sondern bekommt wieder einen Wert an sich. So wird ihrer Entgöttlichung bewußt wieder eine Vergöttlichung entgegengesetzt. Zu dieser wahrhaft konservativen Weltsicht läuft parallel eine Rückbesinnung auf das Eigene, also die eigene kulturelle und volkhafte Identität. Bestes Beispiel für diese Entwicklung ist der deutsche Tonkünstler Andreas Ritter, der mit seinem Musikprojekt Forseti sicherlich eines der besten – vielleicht sogar das beste – Alben der Neofolk/Neue Volksmusik-Szene veröffentlicht hat. Das Album „Jenzig“, übrigens keine CD, sondern eine Schallplatte, wird beim Hörer regelrechte Begeisterung auslösen. Schon das erste Lied „Gesang der Jünglinge“, dem ein Text von Ludwig Uhland zugrunde liegt, ist ein echter Hit bzw. könnte einer sein, wenn sich die Deutschen noch ein Verständnis für wahre Volksmusik bewahrt hätten. So wird diese Perle der Musik leider nur von wenigen Landsleuten gehört werden. Die erste Seite der Schallplatte endet mit den stilleren und romantischen Liedern „Am Abend“ und „Heilige Welt“. Die zweite Seite versetzt den Hörer mit dem Lied „Abschied“ an ein Lagerfeuer, läßt ein Akkordeon und Marschtrommeln erklingen. Auch „Wolfszeit“ und die Vertonung von Goethes „Erlkönig“ wissen mehr als zu überzeugen. Beendet wird diese wunderschöne Schallplatte mit dem Titellied „Jenzig“, wo Forseti zeigen, wie sehr die Romantik immer noch ein Bestandteil unserer Kultur ist. Zu wünschen wäre dem Künstler, daß sich der Kreis seiner Anhängerschaft endlich erweitert, handelt es sich doch bei ihm um einen der herausragendsten zeitgenössischen Tonkünstler. Zu beziehen ist die Schallplatte bei Eis & Licht Tonträger (Postfach 160142, 01307 Dresden), einem Verlag, der sich zunehmend zu einem der wichtigsten Label für Folk/Neue Volksmusik entwickelt. Auch wenn Eis & Licht heute nicht mehr mit der Bezeichnung „Konservative Kulturavantgarde“ hausieren geht, so hat man das Konzept doch nicht aus den Augen verloren und sieht sich auch weiterhin dem Traditionalismus und der Besinnung auf das Eigene verpflichtet. Nur eine kleine Kritik ist vorzubringen: Da heutzutage wohl nur noch wenige Hörer einen Plattenspieler besitzen dürften, sollte sich der Verlag überlegen, ob er dieses Meisterwerk nicht zusätzlich noch auf CD pressen läßt, denn so könnte „Jenzig“ vielleicht auch ein kommerzieller Erfolg werden. Ebenfalls auf Schallplatte erscheint das Werk des österreichischen Künstlers Kadmon und seiner Gruppe Allerseelen. Kadmon zeigt mit seiner 7er/Single „Nornar Nagli/Panzergarten“ wieder einmal eindrucksvoll, daß er der wohl beste Industrial-Musiker der deutschsprachigen Länder ist. „Nornar Nagli“ setzt die Tradition der tranceartigen, meditativen Lieder des Künstlers fort, während „Panzergarten“ schneller und aggressiver daherkommt. Beide Lieder dürften den Kultstatus, den Kadmon ohnehin schon genießt, noch mehr ausbauen und die Spannung auf die nächste reguläre CD erhöhen. Die in grauem Vinyl gehaltene Schallplatte, die diesmal nicht die „Schwarze Sonne“, sondern eine Karte Neuschwabenlands ziert, dürfte schon bald ein gesuchtes Sammlerobjekt sein. Erhältlich ist die Platte bei AORTA, c/o Petak, Postfach 778, 1011 Wien.

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