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Von guten und schlechten Begriffen

Von guten und schlechten Begriffen

Von guten und schlechten Begriffen

 

Von guten und schlechten Begriffen

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Unser Denken und damit unsere bewußtseinsmäßige Erfassung der Welt wird geleitet durch Begriffe. Es gibt gute Begriffe, die uns ermöglichen, einen Sachverhalt zu erfassen, so wie er ist, was wir als objektiv bezeichnen. Dann gibt es schlechte Begriffe, die uns das nicht ermöglichen. Wir glauben mit ihnen einen Sachverhalt erfaßt zu haben, tatsächlich aber spiegeln wir in diesen Begriffen nur unsere eigenen Gefühle und Leidenschaften. Wir glauben etwas zu wissen und merken nicht, wie unser Denken manipuliert wird.

Für einen guten Begriff ist es dagegen gleichgültig, wie wir mit unseren Gefühlen und Leidenschaften zu ihm stehen. Er erfaßt etwas, unabhängig davon, wie wir dieses etwas  bewerten. Oder wie wir die Menschen bewerten, die ihn benutzen. Ein solcher Begriff ist beispielsweise der Begriff der Gleichschaltung. Mit der Gleichschaltung bezeichnete man im Nationalsozialismus die Umgestaltung der Gesellschaft gemäß den Vorstellungen der eigenen Ideologie. Und genau dieses erfasst der Begriff der Gleichschaltung.

Laut Grimms Wörterbuch wurde schalten ursprünglich im Sinne von führen benutzt. Ein Schalter war also der Führer einer sozialen Einheit, die Schaltung entsprechend deren Führung. Wer geführt wurde, darunter konnte man eine Hausgemeinschaft, ein Dorf oder auch ein ganzes Land verstehen. Kurzum alles, wo Menschen sich zu organisierten Gruppen zusammenfinden Die Gleichschaltung also beschreibt die Unterstellung sämtlicher sozialen Elemente einer Gesellschaft unter ein einheitliches Führerprinzip.

Sprache der herrschenden Ideologie

Und genau so war es auch gedacht. Vorher gab es Fußballvereine oder Automobilvereine, Tierschutzvereine oder Feuerwehrvereine und dergleichen mehr. Dort fanden sich Menschen zusammen, die an Fußball oder Autos, dem Wohlergehen von Tieren oder der Sicherheit ihres Wohnumfelds gelegen war. Im Nationalsozialismus wurde das anders. Zwar traf man sich weiterhin, redete über Fußball oder Autos, aber nun im Bezug zur nationalsozialistischen Ideologie.

Referenten traten auf, die über Themen wie „das Automobil als Ausdruck arischen Schaffensdrangs“ oder über „den Brandschutz als Element der Wehrgemeinschaft“ sprechen konnten, kurzum über die lächerlichsten Dinge, ohne daß es jemand wagte, öffentlich darüber zu lachen. Denn entweder, man verstummte und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück, oder aber man benutzte die Sprache der herrschenden Ideologie. In beiden Fällen unterwarf man sich ihr und machte sie dadurch stärker.

Ein einfacher und effizienter Mechanismus

Diese umfassende Transformation der Gesellschaft wurde durch einen einfachen, aber effizienten Mechanismus bewerkstelligt. Zunächst einmal wurden diejenigen beseitigt, die als Gegner des Nationalsozialismus aufgetreten waren und nicht öffentlich Reue zeigten. Das geschah nicht unbedingt durch eine physische Vernichtung. Häufig reichte es, diese Personen einfach sozial zu ächten. Denn indem diese soziale Ächtung gesellschaftlich durchgesetzt werden konnte, zeigte man die Stärke der eigenen Ideologie.

Dann kam die große Masse derjenigen an die Reihe, die sich in diesem Konflikt bisher neutral verhalten hatten. Eine soziale Organisation nach der anderen wurde aufgerollt, man verlangte von ihnen das Bekenntnis zur nationalsozialistischen Ideologie, und wer dieses Bekenntnis nicht ablegen wollte, selbst wenn es aus einer Überzeugung weltanschaulicher Neutralität geschah, wurde im Sinne dieser Ideologie als potentieller Feind der Gesellschaft betrachtet, mit allen Gefahren der sozialen Ächtung.

Das alles umfaßt der Begriff der Gleichschaltung. Es ist ein guter Begriff, denn in ihm ist das alles enthalten und aufgehoben. Er sagt, worum es geht: um die ideologische Vereinnahmung einer Gesellschaft und ihre Transformation in einen, durch sozialen Terror geführten Apparat. Ein schlechter Begriff dagegen verschleiert diesen Sachverhalt, verwirrt das Denken und produziert allerlei Gefühle und Leidenschaften. Ein solcher Begriff ist der „Kampf gegen Rechts“.

Man möge mir bitte erläutern, welchen substantiell anderen Sachverhalt der „Kampf gegen Rechts“ beschreiben solle, der nicht viel einfacher, besser und präziser durch den Begriff der „Gleichschaltung“ erfaßt wird? Die fehlenden SA-Truppen? Die Deutschen damals waren halt noch nicht so phlegmatisch-pazifistisch. Aber keine Sorge, der Terror wird schon bald seine physische Komponente entfalten. Die künftigen Knochenbrecher und Schädelzermalmer jedenfalls werden bereits herangezüchtet und gepflegt.

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