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Unschuldslamm Edathy

Unschuldslamm Edathy

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Unschuldslamm Edathy

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Ob Sebastian Edathy meine vor vier Wochen an dieser Stelle veröffentlichte Kolumne zum Thema Kunstfreiheit gelesen hat, weiß ich natürlich nicht. Aber seine neue Argumentation klingt danach. Da sich die Affäre nun zum Schmierentheater zu entwickeln droht und es also doch einer kleinen Richtigstellung meinerseits bedarf, sei noch einmal darauf eingegangen.

Edathy präsentierte sich in einem Spiegel-Gespräch als purer Kunstfreund, berief sich darauf, daß in der Kunstgeschichte der männliche Akt eine lange Geschichte besäße. Letzteres ist natürlich völlig richtig, aber es erklärt dann doch nicht ausreichend, weshalb man sich Bilder Minderjähriger ausgerechnet bei einem kanadischen Kinderporno-Vertrieb bestellen muß, statt in eine Kunstausstellung oder ein Museum zu gehen. Noch haben die Neopuritaner hierzulande ja glücklicherweise nicht zum finalen Bildersturm angesetzt, weshalb also der freie Kunstgenuß möglich ist.

Hinrich Rohbohm wies in der Druckausgabe der JUNGEN FREIHEIT vom 21. März zudem richtig darauf hin, daß man als Kunstfreund, der sich nicht im Unrecht fühle, doch auch ganz offen zu seinen Vorlieben stehen könne. Doch die ganzen Merkwürdigkeiten, die sich unmittelbar vor und nach dem Bekanntwerden der Affäre ereigneten, sprechen gegen die souveräne Position eines überraschten Unschuldigen: Der aus gesundheitlichen Gründen erfolgte Rücktritt des 44jährigen wenige Tage, bevor die Fakten an die Öffentlichkeit drangen. Die entfernten Computer bzw. mit Schlägen durch einen stumpfen Gegenstand vernichteten Festplatten.

„Antifaschisten“ mit psychischen Defekten

Das angeblich gestohlene Dienst-Laptop. Die Flucht ins Ausland. All das trägt nicht gerade zur Glaubwürdigkeit bei.

Hinzu kommt aber ein weiterer Aspekt. Sebastian Edathy war Teil des „antifaschistischen Milieus“, er war tief verstrickt in den „Kampf gegen rechts“. Ja, er hat diesen durch seine regelmäßigen Stellungnahmen regelmäßig befeuert. So wandte er sich in einem offenen Brief unter anderem dagegen, daß die „dubiose Zeitung“ mit dem Namen JUNGE FREIHEIT in den elektronischen Presseverteiler des Bundestages aufgenommen wird. Dieser Presseüberblick sollte „nicht publizierte Positionen aus dem rechtsradikalen Spektrum einschließen“, so Edathy.

Den Vergleich von linken Blättern, etwa dem Neuen Deutschland, mit der Jungen Freiheit nannte er „eine Unverschämtheit“ – womit er ausnahmsweise, wenn auch unfreiwillig, einmal Recht behalten sollte. Ein anderes Beispiel: Dem Blog Politically Incorrect bescheinigte Edathy einst eine „antidemokratische Stimmung“ und gab damit 2011 grassierenden Verbotsforderungen Nahrung.

Da der bundesdeutsche „Antifaschismus“ zu einem großen Teil auf psychischen Deformationen beruht, bleiben auch seine Akteure nicht unberührt davon. Es dürfte zwar einige wenige Aktivisten und Ideologen geben, die die Hysterie „gegen Nazis“ wirklich nur für weitergehende Interessen am Köcheln halten, also an den Profiten partizipieren wollen. Die Masse allerdings hat die Stereotypen von den „bösen Rechten“ verinnerlicht und lebt sie in Form von neurotischen Schüben aus. So kann man darüber spekulieren, ob sich Edathys scheinbare Hingezogenheit zu minderjährigen Knaben und sein forsches Engagement „gegen rechts“ aus einer ähnlichen Quelle speisen: dem Gefühl von Macht über einen Schwächeren, der sich kaum effektiv wehren kann. So ist auch erklärbar, daß Edathy momentan jedes Moment der Selbstkritik ausblendet und sich statt dessen im dreisten Selbstverständnis des bundesdeutschen „Antifaschisten“ als ewig zu Unrecht verfolgtes Opfer darstellt. Der Übergang vom Oberstaatsanwalt zum Jammerlappen ist typisch für das Milieu.

Dürstende Pflanzen, lauernde „Nazis“ und Projektionen von Urängsten

Edathys Fixierung auf das Thema „Rechtsextremismus“ zeigt sich aber jedenfalls deutlich an der Begründung, die er gegenüber dem Spiegel für sein Verweilen im Ausland angibt: „Vor einigen Tagen hatte ich geplant, nach Hause zu reisen, um einige persönliche Angelegenheiten zu regeln. Post sichten, Pflanzen gießen, so was halt. Ein Nachbar wies mich darauf hin, daß sich vor dem Haus drei Autos mit Journalisten und zwei mit Neonazis befinden würden. Ich habe auf die Fahrt dann verzichtet.“

Die armen Pflanzen müssen also nun Durst leiden, weil ein angeblicher Nachbar Journalisten und „Neonazis“ in Autos vor dem Haus gesichtet haben will. Oder ist dieser Nachbar womöglich eine Projektion von Edathys Urängsten? Woran er nämlich die „Neonazis“ eigentlich erkennen will, erklärt er nicht. Sie dürften kaum mit auf das Auto aufgemalten Hakenkreuzen oder aus der Seitenscheibe gehängter Reichskriegsflagge ungestört in der Gegend herumfahren. Zumindest die vor dem Haus lauernden Journalisten hätten dann längst ein Foto davon geschossen und den neuen Stern-Aufmacher kreiert. Also, entweder versucht Edathy dadurch irgendwelche Beschützerreflexe bei den zahlreichen „antifaschistisch“ deformierten Psychen dieses Landes zu erzeugen oder er glaubt selbst daran und offenbart sich eben als Opfer jener psychischen Deformationen, an deren Verbreitung er stets eifrig mitgewirkt hat. Er ist dann wie der Hexenjäger, der wie irre hinter jedem Gewitter das Wirken von Zauberkräften vermutet.

Es kommt ein weiteres hinzu. Einst war ihm kein Journalistengespräch zu schade, seine Forderungen nach mehr Repression gegen „rechts“ in die Öffentlichkeit zu tragen. Nun aber scheut er die Journalistenkontakte. Und so äußerte Edathy in dem Spiegel-Bericht Betroffenheit über den Schaden für seine Person. Er sei nun „gewissermaßen verfemt“ in Deutschland: „Der Schutz der Privatsphäre ist elementar für einen Rechtsstaat. (…) Es ist eine völlig surreale Lage, in der ich bin: Meine Arbeit, meine Privatsphäre und mein Zuhause, alles das ist erst mal weg. Mir fehlt gegenwärtig die Phantasie zu sagen, was ich wann aus meinem Leben machen kann. Ich weiß nur, daß es noch lange nicht vorbei ist.“

Edathy hat Gönner. Zschäpe nicht

Nun hat der Sozialdemokrat auch weiterhin mächtige Gönner, wie Thomas Fischer, Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof, der mit recht plakativer Parteinahme, also keinesfalls nur in formaljuristischer Sprache, eine Entschuldigung von der Justiz bei Edathy forderte, weil diese gegen ihn ermittelt hätte. Auch Edathys Mitstreiter im „Kampf gegen rechts“, der emeritierte Politologe Hajo Funke von der FU Berlin, spricht von einem „Vernichtungsurteil“. Solche Gönner werden schon vermutlich dafür sorgen, daß Edathy weich gebettet wird und irgendwann wieder einen wohldotierten Posten erhält.

Solche Gönner haben andere nicht. Beispielsweise eine Beate Zschäpe. Eigentlich gilt ja auch bei ihr die juristische Unschuldsvermutung, solange keine richterliche Verurteilung erfolgt ist. Statt dessen wurde in den Medien ihr Privatleben ausführlich breitgetreten. Sie wurde in der Boulevardpresse als „Teufel“ und „Nazi-Braut im Business-Look“ tituliert. Es wurde berichtet, daß ihre Nachbarin sie für eine Prostituierte gehalten hatte. Daß niemand die Katzen der „Nazi-Terroristin“ zu pflegen bereit wäre. Und daß sie im Internet über „Disneyland Paris“, Hartz-IV und Bushido recherchiert habe, sowie die Pornoseiten der Erotikstars „Sexy Cora“ und „Gina Lisa“ besucht hätte.

Empörungsartikel hochrangiger Richter? Fehlanzeige. Und Sebastian Edathy, hat wenigstens er für den wichtigen Schutz der Privatsphäre und die Unschuldsvermutung das Wort ergriffen? „Frau Zschäpe interessiert mich nicht als Person“, antwortete Edathy einst in einem Interview über die Angeklagte. Es gehe ihm allein um die Effektivierung der Arbeit der Sicherheitsbehörden und „daß gewaltbereiter Rechtsextremismus in Deutschland nie wieder unterschätzt wird“.

 

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