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Marc Jongen, ESN Fraktion

Smileys werden schwarz

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Cato, Palmer, Exklusiv

Kennen Sie die kleinen runden Gesichter, die uns die Internet-Welt verzuckern? Sie lachen, weinen, hauen den Kopf gegen die Wand, zeigen den Vogel oder zwinkern uns zu. Man nennt sie „Smileys“ oder, wenn sie aus ASCII-Zeichen gebildet werden, auch „Emoticons“. Ihren Ursprung haben die Smileys offenbar in einem Entwurf des amerikanischen Werbegrafikers Harvey Ball. Er zeichnete 1963 einen gelben Kreis mit zwei Punkten und einem gebogenen Strich. Der Auftraggeber, eine Versicherung, wollte ursprünglich mit fröhlichen Anstecknadeln das Betriebsklima heben. Ball erhielt für seine Arbeit 45 Dollar, eine rechtliche Sicherung des Zeichens unterblieb. Populär wurde der Smiley hierzulande Ende der 80er Jahre, als er zum Symbol der kurzzeitigen Acid House-Welle wurde, ein Vorläufer der Techno-Musik. Mit dem Einzug des Internets in die Privathaushalte wurden die Smileys zum allgemeinen Kulturgut. Man findet sie vor allem in zahlreichen Onlineforen, in denen sie dazu dienen, die Ironie von Postings zu betonen, Freude oder Ärger als Ergänzung des Textes bildlich darzustellen.

Bislang ließ man den kleinen gelben Köpfen ihre Unschuld, doch nun haben die Ideologen diesen Bereich der Gefühldarstellung inspiziert und für Einflußnahmen entdeckt. In diesem Fall sind es die „antirassistischen“ Ideologen. Nun kommt die Ideologisierung in diesem Fall nicht via Verbot oder Tabuisierung, sondern sehr sanft durch einfache Angebotserweiterung. Statt der gelben Farbe, sollen fortan Smileys in unterschiedlichen Farben den Nutzern von Smartphones zur Verfügung stehen. Dagegen wäre eigentlich gar nichts einzuwenden gewesen, wenn denn nicht eine ideologische Begründung dafür geliefert würde.

Aktualisierung der Hautfarbe

So war es in den vergangenen Jahren angeblich des öfteren zu öffentlichen Rufen nach mehr Abwechslung bei den Smileys gekommen. Unter anderem hatte die Popsängerin Miley Cyrus schon vor zwei Jahren getwittert: „Eine Aktualisierung der Hautfarbe ist längst überfällig.“ Bei solchen von der Popindustrie kreierten Sternchen ist natürlich stets fraglich, welche Äußerungen überhaupt wirklich von ihnen stammen oder für welche sie nur als Sprachrohr höherer Interessen fungieren. Dann kam es zu einer Petition, weil einigen Leuten aufgefallen war, daß nur zwei von 800 Smileys nichtkaukasische Züge trügen. Im August 2013 wurde der Ton dann verschärft. Plötzlich wurden die Smileys in Internetposts als „rassistisch“ bewertet, und Rufe nach mehr dunkler Hautfarbe erschallten.

Und sofort konnte der Sender BBC vermelden, daß sich die Apple-Entwickler des Problems umgehend angenommen hätten. „Menschen überall auf der Welt wollen Emoticons, die Vielfalt reflektieren. Das gilt besonders für die Hautfarbe“, ließ somit nun das amerikanische Unicode-Konsortium wissen, das die Smileys gestaltet. Und ab Juni 2015 soll dann nach Wunsch der Entwickler von google und Apple der Nutzer durch Drücken einer Smartphone-Taste seine Emojis personalisieren können. Es gibt dann fünf Hauptfarben, die sich an den Tönen der Fitzpatrick-Skala orientieren, die der amerikanische Dermatologe Thomas Fitzpatrick vor fast 40 Jahren zur Klassifizierung der Hautfarbe entwickelte. Ein subtiler Werbegag?

Ins Totalitäre umgeschlagen

Ein Computerexperte antwortete mir, nachdem ich ihn auf das Apple-Vorhaben ansprach: „Da haben die ‘Guten’ aber was vergessen, namentlich warum 90 Prozent aller Smileys seit den 90ern in Gelb gehalten sind. Der Grund ist, daß Gelb die einzige Farbe ist, die auf weißem wie auch auf schwarzem Hintergrund gut zu sehen ist. Weiße Smileys auf weißem Grund kann man genausowenig sehen wie schwarze Smileys auf schwarzem Grund. Wer etwas länger im Web unterwegs ist, wird gesehen haben, daß vor allem in der schwarzen Community schwarze Hintergründe dominieren. Der wahre Rassismus steckt also in den LED-Bildschirmen und Computer-Betriebssystemen, denn – wie jeder Augenarzt weiß – führen auf Dauer schwarze Hintergründe mit weißen Buchstaben zu schnellerer Augenermüdung und Kopfschmerzen als weiße Hintergründe mit schwarzen Buchstaben. Auch nichtschwarzes Zeitungspapier sollte dringend antirassistisch untersucht werden.“

Es ist natürlich eine ideologische Überspitzung, aus der Farbe von Smileys überhaupt auf menschliche Hautfarben zu schließen. Das ist vergleichbar absurd, als hätten Fanatiker, die in jeder Ecke nach vermeintlichem „Antisemitismus“ schnüffeln, nun plötzlich die These aufgebracht, daß „Smileys“ geächtet werden müßten, weil ihre Farbe an das Gelb der Judensterne während des NS-Systems erinnere. Interessant ist deshalb eine Diskussion zur Einordnung solcher Phänomene: So kann man angesichts solcher Ideologisierung auch der kleinsten Verästelungen des öffentlichen und privaten Lebens fragen, ob das dahinterstehende Wertesystem nun seinen Höhepunkt erreicht, gar ins Totalitäre umschlägt, oder bereits den Bogen überspannt hat, was auf den Beginn der Abstiegskurve hindeuten würde.

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