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Vom Glauben – Zweiter Teil

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Cato, Palmer, Exklusiv

Das ursprüngliche Verhältnis von Priestern und Gläubigen beruhte also auf Autorität. Was der Priester einem an Bildern gab, vielleicht spürte man unterbewußt, wie sie einen ansprachen. Aber an sie glauben tat man durch die Autorität. Man glaubte den Priestern, so wie Kinder glauben, was ihnen die Eltern sagten. Und die Priester mehrten ihre Macht durch Zeichen und Wunder. Denn das Zeichen konnte jeder in seiner Sinnlichkeit erfassen. Und das Wunder verwies ihn auf eine höhere Welt.

Dieses ursprüngliche Verhältnis, dieses Urvertrauen, es mußte notwendig durch die Verstandesentwicklung des fortgeschrittenen Teils der Menschheit erschüttert werden. Denn der Glauben, was wird er, wenn ihn der Verstand berührt? Der Glauben wird dann notwendig zum Zweifel. Es wurde mir gesagt, morgen wird es schneien. Doch wie zuverlässig ist diese Aussage? Es wurde mir bereits gestern und vorgestern etwas gesagt. Manchmal stimmte es, manchmal aber auch nicht.

Von hier bis zum Vorwurf des Priesterbetrugs ist es nicht mehr weit. Sind es wirklich die Götter, welche die Opferspeisen an sich nehmen? Oder ist es eine verfettete Priesterschaft, die sich an den Opfergaben mästet und uns Wunder glauben lassen will? So der Vorwurf der Aufklärung. Ist es wirklich eine höhere Welt, die dem Priester durch die Einweihung offenbar wurde? Oder ist es das Resultat des gezielten Einsatzes psychedelisch aktiver Substanzen? So die psychologischen Ausdeutungen der Gegenwart.

Ein Verstand nur für das Diesseits

Alles das sind Vorwürfe, die aus einem Verstand entspringen, der nur an der diesseitigen Welt geschult wurde, der nur gelten lassen will, was dieser diesseitigen Welt entspricht. Was von einer jenseitigen Welt kündet, sind dementsprechend auf Fieberträume zurückzuführende Irrungen, wenn nicht gar Betrügereien, mit denen rückständige Menschen eingesponnen und gefügig gemacht werden sollen. So hat sich der Mensch mit seinem Verstand in der diesseitigen Welt eingerichtet.

Was ihn noch an eine andere, höhere Welt erinnert, er deutet es sich so zurecht, daß es in seine diesseitige Welt passt. Das ist der Zustand des säkularisierten Europas von heute. Ein Europa, welches den Glauben verloren hat. Vor allem den Glauben an sich selbst. Von diesem End- und Todespunkt, wie ist eine weitere Entwicklung möglich? Einzig dadurch, daß wir den Verstand daran gewöhnen, sich nicht nur in dieser einen, diesseitige Welt zu bewegen, sondern daß es auch eine andere, höhere Welt gibt.

Doch dazu brauchen wir wieder einen Gewährsmann, einen Mittler. Die Priesterschaft der Vergangenheit, sie berichtete uns in unserer Sprache von einer höheren Welt. Nun brauchen wir aber jemanden in jener höheren Welt. Jemand, der wie wir durch die Schmerzen der Geburt gegangen ist, der mit uns das Brot brach, unsere Freuden, unsere Sorgen mit uns teilte. Jemand, der weiß, was es heißt, ein Mensch zu sein. Und der darum uns leiten, uns Stütze sein kann.

Der Glaube der Vergangenheit, der dann am mächtigsten war, wenn er nicht vom Verstand berührt wurde, er wird vergehen. Doch nicht um in einen Zustand des Unglaubens überzugehen, sondern diesen durch verstandesgemäße Erkenntnis zu überwinden. Was in der Weihnacht ins Dasein trat, es fand sein Ende nicht am Kreuz. Ebenso wenig wird auch die Weihnachtsbotschaft ihr Ende haben. Nicht durch bloßen Glauben, sondern durch den Verstand werden wir bekennen: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“

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