Vor einiger Zeit schrieb ich an dieser Stelle über das Scheitern der Gender-Mainstreaming-Politik in Norwegen. Der Komiker und studierte Soziologe Harald Eia hatte eine Sendung für das norwegische Fernsehen gedreht, in der er sogenannten Gender-Experten einfache Fragen zu ihren Forschungsmethoden und -ergebnissen stellte. Als die Wissenschaftler keine zufriedenstellenden Antworten geben konnten, brach eine gewaltige öffentliche Diskussion aus, die zur Folge hatte, daß der norwegische Staat jegliche von ihm finanzierten Gender-Mainstreaming-Projekte einstellte.
Jetzt hätte sich auch in Deutschland die Chance geboten, Gender Mainstreaming kritisch zu hinterfragen. Vergangene Woche stellte das Bundesfamilienministerium die Ergebnisse des Beirats für Jungenpolitik vor: Die qualitative Studie, die die Entwicklung von sechs Jungen über drei Jahre verfolgte, ergab, daß Jungs immer noch erstaunlich konservativ denken, wenn es um Berufswahl, Geschlechterrollen und Familienplanung geht. Und das nach so vielen Jahren massiver Förderung durch alle möglichen Gender-Mainstreaming-Projekte.
Wissenschaftliche Studien werden ideologisch interpretiert
Normalerweise sollten derartige Forschungsergebnisse nachdenklich stimmen. Normalerweise. Doch bei Gender Mainstreaming werden wissenschaftliche Studien nicht neutral, sondern ideologisch interpretiert. Und wenn das erwünschte Ergebnis nicht dabei herauskommt, wird nicht die Gender-Theorie hinterfragt, sondern lediglich die Methoden, die zum falschen Ergebnis geführt haben. Fazit: Wenn Jungs traditionell denken, wurde einfach noch nicht ausreichend Geld investiert.
Aber was bedeutet das? Ganz einfach, daß über Jahre hinweg Millionen an Steuergelder in Gender-Mainstreaming-Projekte geflossen ist – mit keinerlei Ergebnis. Doch anstatt einen Schlußstrich zu ziehen und einen Kurswechsel vorzunehmen, zieht das Bundesfamilienministerium eine gegenteiligen Bilanz: Es soll noch mehr Geld investiert werden, um endlich die politisch gewollten Erfolge feiern zu können.
Dabei geht es angeblich nur um das Wohl der Jungs. Denn aus Sicht des fürsorglichen Staates und der wohlwollenden Wissenschaft ist es für die Männer von morgen schädlich, daß sie weiterhin an veraltete Rollenbilder und Männlichkeitsidealen festhalten. Und genau die müssen eliminiert werden, so schnell wie möglich – koste es was es wolle. Das unbekannte Ergebnis des Prozesses und sein Nutzen sind dabei zweitrangig. Hauptsache man muß die eigene Ideologie nicht kritisch hinterfragen.