Zwischen den Feiertagen stehen wohl überall die Ehemaligentreffen hoch im Kurs. In meiner Heimatstadt ist das nicht anders. An und für sich fand ich diese Veranstaltungen immer recht unnötig – für eher oberflächliche Zeitgenossen mit einem riesigen Freundeskreis zwar nett, doch mir schienen sie eine Zeitverschwendung zu sein.
Versprengte Häuflein, schales Bier
Natürlich habe ich der lokalen „Welcome Home-Party“ die Chance gegeben, mich eines besseren zu belehren. Doch in den letzten beiden Jahren lief es immer nach dem gleichen Schema ab: Die Musik ist laut und auf der vernebelten Tanzfläche stehen Grüppchen von Biertrinkern, zwischen denen ab und an einzelne Menschen umhergehen. Die Gespräche drehen sich ausschließlich um „Was machst Du so?“ und „Wo warst Du so?“.
Daß dabei nach – bei mir und meinen ehemaligen Jahrgangskameraden – gerade einmal drei Jahren nach dem Abitur nicht allzuviel herauskommen kann, liegt wohl auf der Hand. Ansonsten ist es natürlich auch noch problematisch, viele Leute wiederzutreffen, die man nicht wirklich sehen will – noch immer verschnupfte Exfreundinnen sind da noch das geringste Übel.
„Dreimal ist Bremer Recht“
Aus eben diesen Gründen hatte ich ursprünglich beschlossen, mir das Gehampel in diesem Jahr nicht anzutun. Allerdings war es nicht möglich, in der kurzen weihnachtlichen Ferienzeit Einzeltreffen mit meinen alten Freunden auszumachen – obgleich das weißgott nicht viele sind. So kam es dann, daß nach vielem Hin und Her (und einem Kneipenabend) es meine engste alte Schulfreundin doch noch schaffte, mich zum Mitkommen zu überreden.
Und interessanterweise wurde die Feier tatsächlich noch schön. Dabei gab es noch nicht einmal besonders ungewöhnliche Ereignisse. Im Nachhinein denke ich, daß es vor allem am „einläutenden“ Gespräch mit besagter alter Freundin lag. Darin einigten wir uns – angesichts des Besuchs in unserer Stammkneipe mit den Speisen und Getränken, die wir seit sieben Jahren immer dort bestellten – darauf, daß sich manche Dinge eben nie ändern. Und das sollte dann auch das Motto des Abends werden.
Auf die alten Zeiten
Diesmal kam es gar nicht erst zu all dem Floskelaustausch und Gefasel, der das Treffen mit „alten Freunden“ sonst so ausmacht. Denn in den etwa vier Stunden, die ich dort war, war ich beinahe ausschließlich in Unterhaltungen mit den paar tatsächlichen alten Freunden, die ich dort noch hatte, verwickelt. Die begannen meistens mit „Früher warst Du ja mal ein feiner Kerl, aber was Du jetzt so machst…“. Internet-Suchmaschinen zu bedienen ist eben nicht besonders schwer, und da ich immer unter Klarnamen schreibe, ist jeder bestens informiert, der sich ein wenig für mich interessiert.
Es stellte sich dann aber jedesmal heraus, daß niemand wirklich etwas von mir gelesen hatte… und nach ein paar wenigen erläuternden Sätzen meinerseits waren die Unstimmigkeiten dann auch behoben und die alte Eintracht wiederhergestellt. Definitiv nicht vergessen werde ich den Abschiedssatz einer Freundin, die mir (durchaus angetrunken) um den Hals fiel und sagte: „Wie Du jetzt draufbist, weiß ich nicht so richtig. Aber ich weiß, daß Du mal ein toller Freund warst, und das reicht mir.“
Manche Dinge ändern sich eben nie. Und es ist schön, daß es manchmal gerade die wirklich wichtigen Dinge sind.