Die eine Seite: An diesem Sonntag, dem 13. Februar 2011, wird Dresden wieder einmal heimgesucht von Menschen, die der Zerstörung Dresdens vor 66 Jahren gedenken wollen und von Menschen, die dieses Gedenken nutzen wollen, um ihrer politischen Gesinnung Ausdruck zu verleihen. Teilweise geschieht auch beides.
Der Dresdner Bürger wird als regional verwurzelter und interessierter Bürger eventuell der Opfer seiner Stadt während der Kranzniederlegung am Heidefriedhof Gedenken oder dem Aufruf der Oberbürgermeisterin Orosz folgen und an der Menschenkette teilnehmen. Die Zugereisten, die das ganze zudem ins Politische ziehen wollen, werden beim „Trauermarsch zum Gedenken an die Opfer der Alliierten Terrorangriffe auf Dresden 1945“ mitlaufen.
Für sie gab es keine Opfer in Dresden
Die andere Seite: An diesem Sonntag, dem 13. Februar 2011, wird Dresden wieder einmal heimgesucht von Menschen, die gegen jegliches Gedenken hinsichtlich der Zerstörung Dresdens sind und sich somit jedem „Geschichtsrevisionismus“ entgegenstellen. Für sie gab es keine „Opfer“ in Dresden.
Dann kommen Menschen, die wollen ein Zeichen setzen „gegen Nazis“ durch eine Demonstration. Zudem kommen aber auch Menschen, die nur den „Aufmarsch der Nazis“ durch eine Blockade verhindern wollen. Und zu guter Letzt kommen noch Menschen, die diese Blockade auch dazu nutzen wollen, um ihrer politischen Gesinnung Ausdruck zu verleihen. Teilweise geschieht auch alles gleichzeitig.
Außergewöhnliches Gedenken
Die vernünftige Seite: Wenn Dresdner Bürger in ihrer Stadt ihren Opfern gedenken, dann ist das sehr ehrenwert und auch notwendig, um diese Opfer nicht zu vergessen. Wenn Menschen aus ganz Deutschland deswegen extra nach Dresden reisen, ist dies zumindest außergewöhnlich.
Wenn die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) einen Trauermarsch veranstaltet, stellt sich die Frage, ob die Opfer noch der Grund des Trauermarsches sind oder ob auch andere Gründe hinter dieser Demonstration stehen. Wie auch immer, die Demonstration der JLO ist in einer Demokratie zu respektieren und zu schützen. Wenn deutsche Gerichte Demonstrationen genehmigen, steht es keinem Bürger zu, sich gegen diese Art von Meinungsfreiheit als Ausdruck unserer Demokratie aufzulehnen.
Zivilcourage endet bei rechtswidriger Blockade genehmigter Demos
Zwar ist es legitim, eine eigene Demonstration durchzuführen, die sich gegen ein Gedenken oder die sich gegen Nazis oder was auch immer ausspricht. Auch so eine Demonstration ist zu respektieren und zu schützen. Wenn jedoch Demonstrationen nur deswegen angemeldet werden, um andere, mißliebige Demonstrationen zu verhindern, dann ist dies nicht zu unterstützen und gerade kein Zeichen von Demokratie oder Zivilcourage.
Meines Erachtens ist Zivilcourage, wenn ich für etwas einstehe, obwohl ich dadurch ein persönliches Risiko eingehe. Wenn ich in einem Pulk von Menschen auf der Straße sitze und rechtswidrig eine genehmigte Demonstration blockiere und mich danach von einigen Medien feiern lasse, dann hat dies nichts mit Zivilcourage zu tun.
Beiden Lagern geht es nicht um Demokratie und Meinungsfreiheit
In Dresden treffen an diesem Sonntag hauptsächlich Menschen aus zwei unterschiedlichen Lagern aufeinander, denen es gerade nicht um die Opfer und denen es gerade nicht um Demokratie und Meinungsfreiheit geht. Ich lehne beide Lager, insbesondere die dort führenden Politiker, ab. Aber sie sollen alle ihre Meinung friedlich kundtun dürfen.