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Vietnamistan

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Wer vergangene Woche die Meldungen über gefallene deutsche Soldaten in Afghanistan zur Kenntnis genommen hatte und die parallel laufende Nachricht über tote afghanische Sicherheitskräfte, die versehentlich von deutschen Soldaten erschossen wurden, der konnte abends noch die im Fernsehkanal zufällig angesetzte Langfassung von Francis Ford Coppolas Vietnamfilm „Apocalypse Now“ ansehen – wenn er denn wollte.??Es war in jedem Fall kein Fehler, dies zu tun.

Coppola hat die eigentlich auf Joseph Conrad zurückgehende Geschichte vom Ende der Zivilsation in Grenzbereichen zu einer Erzählung von einem amerikanischen Colonel Kurtz gemacht und mit bedenkenswerten Elementen angereichert.

Der Colonel ist als moralisch integrer Mensch aufgebrochen, am Krieg zerbrochen und befürwortet als Folge desen brutalste Form, die er auch praktiziert. Die amerikanische Freizeitgesellschaft insgesamt führt dagegen in Coppolas Film einen Krieg gegen einen Gegner in dessen eigenem Land, einen Gegner, der weiß, daß der Sieg jeden Preis wert und der Tod ein Heimgang ist.

Sie träumen von zu Hause und veranstalten Partys

Mit diesem Gegner wissen die Amerikaner der Freizeitgesellschaft im Film nichts anzufangen. Sie verstehen nicht, warum sie ihr bürgerliches Leben unterbrechen mußten, sie träumen von zu Hause, sie grillen, veranstalten Partys, surfen, hören Radio und organisieren lächerliche Showauftritte. Gleichzeitig wächst die Depression. Dazwischen aber schlägt ihre Kriegsmaschine brutal zu, schließlich ist sie überlegen, ohne doch nachhaltige Wirkung zu erzielen.

??Napalm ist nicht mehr en vogue, aber die Meldungen über den von deutschen Soldaten verantworteten Luftschlag bei Kundus und seine stark schwankende gemeldete Opferzahl lassen kaum einen Zweifel: Es kann auch mit heutigen Mitteln so gebombt werden, daß vom vermuteten Gegner nichts nachweisbares übrigbleibt und doch ist er damit nicht besiegt.

Was ebenfalls bleibt, ist der Eindruck eines drastischen Gegensatzes zwischen den in Afghanistan zur Verfügung stehenden Rüstungsgütern der westlichen Streitkräfte und der „geistigen Rüstung“ für diesen Konflikt.

So wächst auch hier trotz der seit Vietnam vorgenommenen Professionalisierung der Streitkräfte die Depression.Allerorten wird zum Rückzug geblasen, 2011 soll er beginnen. Afghanische Ausgebildete sollen die Rolle der westlichen Streitkräfte übernehmen. Parallelen zu Vietnam drängen sich auch in dieser Hinsicht auf. Damals sprachen Zyniker von der „Vietnamisierung der Särge“, als dort eine ähnliche Strategie verfolgt wurde, mit bekanntem Ausgang.

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