Weil das Wort „Nigger“ in dem Roman-Klassiker „Wer die Nachtigall stört“ (To Kill a Mockingbird) vorkommt, soll das 1960 erschienene Buch von Harper Lee auf den Index. Zumindest wenn es nach John Foley, einem High School-Lehrer im amerikanischen Bundesstaat Washington geht.
Und, welch Überraschung, er beläßt es natürlich nicht bei diesem Buch. Gleich mit auf die Liste der unbequemen Werke soll seiner Meinung nach auch Mark Twains „Huckleberry Finn“. Denn auch der sei aus heutiger Sicht nicht mehr tragbar – vor allem „seit es einen schwarzen Präsidenten gibt“.
Nun, allzu viel Einfluß hat ein einzelner Lehrer zum Glück nicht. Doch es wäre nicht das erste Mal, daß der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Roman von Harper Lee aus den Lehrplänen gestrichen wird. Das Buch zählt sogar zu den am häufigsten aus dem Unterricht an öffentlichen Schulen verbannten Büchern in den Vereinigten Staaten – der Political Correctness sei Dank.
Sie verheddern sich in Banalitäten
Dabei sollte gerade dieses Buch den Linksliberalen gefallen: Schließlich ist das Hauptthema der Geschichte die Rassentrennung der Südstaaten in den Dreißigern mit einer durchaus anti-rassistischen Botschaft, auch wenn das Wort „Nigger“ ganze 48 Mal vorkommt.
Daß dieses tabuisierte Wort nichts mit der inhaltlichen Richtung und der Gesellschaftskritik des Romans zu tun hat, versteht sich zwar selbst, doch offenbar kapiert das nicht jeder.
Denn anstatt die Geschichte als Ganzes zu verstehen, verheddern sich Kleingeister wie Foley in Banalitäten – und schießen sich dabei gewaltig ins eigene Knie, denn die eigentliche (anti-rassistische) Moral der Geschichte geht dabei verloren.
„Alt, kompliziert und langweilig für die Schüler“
Noch viel peinlicher ist allerdings Foleys zusätzliche Begründung, warum diese Bücher aus dem Unterricht verschwinden sollten: Sie seien „alt, kompliziert und langweilig für die Schüler“, die doch an einen viel schnellebigeren Alltag gewöhnt seien. Und überhaupt sei es für die schwarzen Schüler in seiner Klasse furchtbar „unangenehm“, solch heikle Themen zu besprechen.
Außerdem wolle er – „so lange er atmet“ – nie wieder eines der Bücher, in denen das böse „N-Wort“ vorkommt „gegenüber einer wütenden afroamerikanischen Mutter“ verteidigen müssen, so Foley.
So verbannt er lieber Klassiker und glaubt tatsächlich, daß die Welt durch solch ein Duckmäusertum zu einem besseren Ort wird. Ginge es nämlich nach Menschen wie John Foley bestimmten die Befindlichkeiten von Minderheiten, was im Unterricht behandelt wird und was nicht. Und dann würde wohl alles verboten, was vor dem Zeitalter der politischen Korrektheit entstanden ist.