Es ist nur ein Jahr her, daß Barack Obama zum US-Präsidenten gewählt wurde. Machtwechsel nach acht Jahren Republikaner-Herrschaft. Wie groß war der Jubel der Linken, die so taten, als sei der Messias erschienen!
Auch in Deutschland: In den Zeitgeistmedien wollte die gute Laune kein Ende nehmen. Mindestens zehn Tage wurden wir mit außergewöhnlicher Obama-Propaganda vollgepumpt. Was unter Obama alles besser wird. Wie seine Anhänger seinen Sieg feiern. Wie die Menschen weltweit auf den Machtwechsel reagieren. Dieser Tenor hielt sich bis zur Amtseinführung, als wir mit Stories über Obamas erstes Schinkensandwich im Oval Office oder seinen First Dog auf dem laufenden gehalten worden sind.
Von den Republikanern war so gut wie nie die Rede. Warum sich mit den Wahlverlierern befassen, wenn es so viele schönere Geschichten von den Demokraten gab – das war die Haltung, die in deutschen Redaktionsstuben vorherrschte.
Keine Rede von Neuanfang, Aufbruchstimmung und Begeisterung
Jetzt der Machtwechsel in Deutschland. Nicht ganz so hundertprozentig wie in Amerika, aber trotzdem ein Machtwechsel, weil aus einer linken Parlamentsmehrheit eine rechte geworden ist und die rote Hälfte der sozialdemokratischen Minister ihren Sessel räumen muß. Doch, komisch: Von Neuanfang, Aufbruchstimmung, Begeisterung ist bei uns nicht die Rede.
Das hat zwei Gründe: Natürlich interessieren sich die linken deutschen Mainstream-Medien naturgemäß eher für ihresgleichen. Deswegen liegt es ihnen fern, über George Bush oder die Republikanische Partei zu berichten. Aus demselben Grund befassen sich die deutschen Medien seit einer Woche mehr mit den Krokodilstränen der SPD als mit den Vorteilen einer echten Steuerreform, die nun hoffentlich kommt, oder mit den Grundrechten, die jetzt dank der FDP hoffentlich wiederhergestellt werden.
Sonntag zum Beispiel: Der Spiegel erschien mit einer Titelgeschichte über die SPD, und auch „Berlin direkt“ im ZDF beschäftigte sich zuerst mit dem inneren Streit im neuen SPD-Führungstrio. Ich frage mich: Wer interessiert sich noch für die 23-Prozent-Partei? Es sind vor allem Leute aus dem deutschen Medienbetrieb.
Westerwelles erstes Schinkenbrötchen
Von Guido Westerwelles erstem Schinkenbrötchen nach der Wahl war nicht die Rede. Geschenkt. Aber dafür begann nur Stunden nach der Wahl bereits die Anti-Westerwelle-Kampagne. Angeblich ist sein Englisch also verbesserungsbedürftig. Und ausgerechnet die Medien spielen sich hier zu Schulmeistern auf, die vorher kritiklos ihrem Superidol Joschka Fischer gehuldigt haben, diesen abgehalfterten Straßenkämpfer, der noch nicht mal Abitur hatte. Das zeigt eindeutig, wie voreingenommen unsere Zeitgeistmedien sind.
Der zweite, wichtigere Grund, warum wir so wenig von Aufbruch spüren, ist der: Die Rechten selbst sind realistischer als die Linken. Im bürgerlichen Lager selbst gibt es keine Obama-mäßige Begeisterung (und ganz bestimmt nicht für Merkel), und das hängt damit zusammen, daß die Wähler von CDU/CSU und FDP wissen, daß im Grunde alle Politiker nur korrupte Verbrecher sind – auch die, die sie jetzt gerade als kleineres Übel gewählt haben.
Bei den Linken ist das anders, sie haben sich diese kindlichen Illusionen bewahrt und glauben noch immer an den Weihnachtsmann, auch wenn er jetzt Oskar Lafontaine oder Willy Brandt oder Barack Obama heißt.
Nur auf den ersten Blick langweilig
Das macht die Rechten natürlich langweiliger, aber nur auf den ersten Blick. Denn die große Begeisterung hat eine Zwillingsschwester. Sie heißt große Enttäuschung. Superstar Obama hat gerade ihre Bekanntschaft gemacht und befindet sich im umfragetechnischen Sinkflug wegen nachgewieser Unfähigkeit.
Zuletzt hat er eine Klatsche erhalten, als Chicago bei der Olympia-Vergabe sofort rausgewählt wurde, obwohl die Stadt als Favoritin galt. Wenn ihm nicht bald mal was Positives gelingt (und damit meine ich nicht seine kommunistische Zwangskrankenversicherung), dann wird er in drei Jahren sang- und klanglos verschwinden.
So, wie es jeder Regierung irgendwann ergeht. Gott sei dank!