Seit Monaten liest man über deutsche Studenten, die ihr Studium völlig gestreßt in überfüllten Hörsälen absolvieren müssen. Von einer Vorlesung zur anderen müßten sie hetzen und womöglich nebenbei noch arbeiten, um sich das Ganze leisten zu können. Und überhaupt hinge die Möglichkeit zu studieren davon ab, aus was für einem Elternhaus beziehungsweise aus welcher sozialen Schicht man stamme.
Mich erinnert das immer an meine Zeit in Amerika, wo neben dem sozialen noch ein weiterer Aspekt der Herkunft über die Studienmöglichkeit entscheidet.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich vor etwa zwölf Jahren die Immatrikulationspapiere einer amerikanischen Universität ausfüllte. Ich hatte alle benötigten Unterlagen und Zeugnisse besorgt und mußte nun noch das Anmeldeformular ausfüllen: Name, Anschrift, Geschlecht, Nationalität und Rasse.
„Keine Angabe“ ankreuzen
Hatte ich wirklich Rasse gelesen? Ich konnte es als aufgeklärter Europäer kaum glauben. Aber doch: Ich mußte zwischen African American, Arabian, Asian, Caucasian (also europäisch/ weiß), Hispanic, Jewish, Native American oder „Keine Angabe“ wählen.
Ein Freund erklärte mir, warum die Universität das überhaupt wissen wolle. Na, wegen der Quote natürlich, sagte er. Universitäten müßten bestimmte Auflagen erfüllen und könnten mit einer multiethnischen Studentenschaft gut prahlen.
Er riet mir deshalb, auch bloß nicht „Caucasian“, also weiß, sondern „Keine Angabe“ anzukreuzen. Damit würden meine Papiere schon mal genauer angeschaut und ich hätte womöglich bessere Chancen. Schließlich hat man in Amerika eine Heidenangst vor Diskriminierungsvorwürfen und -klagen.
Sicher ist kaum vorstellbar, daß sich diese Praxis auch in Deutschland durchsetzte. Man stelle sich vor, hierzulande würde in den Anmeldeformularen der Universitäten nach der Rasse beziehungsweise nach der Ethnie gefragt.
Andererseits, mit den Antidiskriminierungsgesetzen hat die EU eine dahingehende Entwicklung begünstigt. Ich bin mal gespannt, wann der erste ausländische Student sich mit dem Verweis auf das Antidiskriminierungsgesetz ins Studium klagt.