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Binsenweisheiten von Sprachbürokraten

Binsenweisheiten von Sprachbürokraten

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Binsenweisheiten von Sprachbürokraten

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Ui: Die Deutschen lieben ihre Sprache. Mit dieser bahnbrechenden Erkenntnis hat das Institut für deutsche Sprache in Mannheim (IDS) nicht gerechnet. Die Braue geht hoch, das Monokel fällt. Am 17. Juni tritt IDS-Direktor Ludwig M. Eichinger mit wichtigen Neuigkeiten vor die Presse.

Er erklärt, daß er überrascht sei von dem „unglaublich positiven Urteil“ über die eigene Sprache. Warum hat er nicht vorher mit uns gesprochen? Wir Sprachschützer hätten es ihm kostenlos bestätigt. Schließlich veranlaßt die Liebe zur Muttersprache seit ungefähr zehn Jahren immer mehr Menschen dazu, sich für die deutsche Sprache einzusetzen.
 
Das IDS mißachtete ebenfalls eine Untersuchung des Instituts für Demoskopie (IfD) in Allensbach, veröffentlicht am 13. Juni 2008 von der – steuerfinanzierten – Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS).

„Wie denken die Deutschen über ihre Muttersprache und über Fremdsprachen?“ hatte die Leitfrage dieser repräsentativen IfD-Umfrage gelautet. Dessen ungeachtet kündigte das IDS nur einen Monat später, am 15. Juli 2008, ihre eigene Untersuchung an, deren Ergebnisse jetzt vorliegen.

Das Aufwärmen derselben Fragestellung beschrieb das IDS folgendermaßen: „Damit betritt das Projekt Neuland, denn eine umfassende Erhebung und Analyse aktueller Spracheinstellungen in Deutschland gibt es bisher nicht.“

Der ehrenamtliche Sprachschützer wird nicht gefragt
 
Doch das IDS hatte es ja gar nicht nötig, uns zu fragen oder andere Untersuchungen heranzuziehen. Schließlich kann sich das mit Steuergeldern gesegnete Institut zusätzlich aus einem prallen Förderfaß bedienen, das 275.000 Euro enthält, großzügig befüllt von der Volkswagen-Stiftung. Über eine Viertelmillion Euro kann das IDS zusammen mit dem Institut für Sozialpsychologie der Universität Mannheim verbraten: für die „Erkundung und Analyse aktueller Spracheinstellungen in Deutschland”!

Dem ehrenamtlichen Sprachschützer, der sich für Gotteslohn bei Wind und Wetter auf die Straße stellt und unermüdlich für die deutsche Sprache trommelt, können bei einer solchen Summe nur die Tränen kommen. Weiß er doch wesentlich besser über die „Einstellungen zur Sprache“ Bescheid als die Sprachbürokraten in ihren Elfenbeintürmen! Warum hat man ihn nicht gefragt?
 
Er hätte aus seiner Erfahrung heraus die folgenden Ergebnisse nur bestätigen können: 87 Prozent der Befragten gefällt die deutsche Sprache gut bis sehr gut. 56 Prozent empfinden Stolz, 47 Prozent Liebe für ihre Sprache. 78 Prozent der Deutschen finden, daß mehr für die deutsche Sprache getan werden sollte. Ein Gesetz zum Schutz der deutschen Sprache lehnen die meisten ab (58 Prozent).

35 Prozent der Deutschen haben Interesse an der Sprachpflege

Die Befragten beschreiben Deutsch als schön, anziehend, logisch, aber auch schwierig. 30 Prozent sind der Ansicht, die Entwicklung der deutschen Sprache sei „eher besorgniserregend“ oder „sehr besorgniserregend“. Nur 16 Prozent finden die Veränderungen „eher erfreulich“ oder „sehr erfreulich“. Das alles sind für jeden Sprachkämpfer Binsenweisheiten, tausendfach erfahren an zahllosen Informationsständen und -veranstaltungen.
 
Der Sprachschützer, der nicht gefragt wurde, kann sich wenigstens bestätigt fühlen. Außerdem kann er sich über offensichtliche Erfolge seiner Arbeit freuen: Während 1997/98 nur 13 Prozent der Deutschen großes Interesse an der Pflege der deutschen Sprache bekundeten, sind es heute 35 Prozent. Fielen damals noch 53 Prozent der Deutschen Veränderungen in der deutschen Sprache auf, so sind es heute 84.

Das ist beileibe nicht das Verdienst des IDS, das mit dem Verbrechen der Rechtschreibreform große Schuld auf sich geladen hat, sondern das der Sprachschützer, die immer wieder den Finger in die Wunde legen und für ein stärkeres Sprachbewußtsein kämpfen. Mehr als ein Dutzend Sprachvereine gründeten sich seit 1997, auch weil die steuerfinanzierten Einrichtungen auf dem Gebiet der Sprachpflege kläglich versagten.
 
Untersuchungen zu „Meinungen und Einstellungen“ sind zwar schön und unterhaltsam, bringen uns aber nicht wesentlich weiter, weil sie lediglich Bekanntes bestätigen und Kräfte binden. Was wir benötigen, sind handfeste sprachpolitische Maßnahmen, um die deutsche Sprache zu stärken. Alles andere ist hinausgeworfenes Geld und Beschäftigungstherapie für zahnlose Sprachbürokraten. Mehr unter Deutsche Sprachwelt.

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