Nachdem meine letztwöchige Kolumne zahlreiches Echo bekam, hat nun die Diskussion um das Verhältnis zwischen Christentum und Islam neue Nahrung erhalten durch eine Meldung der Online-Ausgabe des Boulevardblattes Bild. Im Prozeß in Düsseldorf machten die im Jahr 2007 verhafteten sogenannten Sauerland-Bomber aufsehenerregende Aussagen.
Bei dem Türken Adem Yilmaz und den beiden zum Islam konvertierten Deutschen Daniel Schneider und Fritz Gelowicz fand man 730 Liter Wasserstoffperoxyd, mit denen Anschläge auf Flughäfen, Diskotheken, Botschaften und Fast-Food-Restaurants geplant waren. Zum „globalen Dschihad“ sollte aufgerufen werden. In erster Linie wollte man im Ausland lebende US-Bürger treffen. Aber auch ein Bombenanschlag auf den Papst war geplant. „Es ging mir um den Symbolcharakter“, bekannte vor Gericht der jüngste der drei Attentäter, Daniel Schneider (23).
Dieses Geständnis hebt zwei Tatsachen hervor: Erstens wird gerade die katholische Kirche mit ihrem klar umrissenen Lehramt und dem Papst als sichtbarem Oberhaupt als starke Gruppe wahrgenommen. Zweitens scheint sich der Konflikt zwischen Christentum und fundamentalistischem Islam zuzuspitzen. Eine Gefahr sieht der Islam weniger in der gottlosen, hedonistischen Gesellschaft, die sich über kurz oder lang selbst zugrunde richten wird, sondern in einer Glaubensgemeinschaft, die mit klaren Glaubensaussagen und Moralverstellungen dem Wandel der Zeiten als Fels in der Brandung standhält.
Ein religiöser Dialog kann Sinn haben
Natürlich können fundamentalistische Strömungen nicht als repräsentativ für den gesamten Islam angesehen werden. Es gibt auch hier gemäßigte Kräfte, die es zu stärken gilt. Daher hat ein religiöser Dialog in gewissen Grenzen durchaus seinen Sinn. Andererseits darf aber niemand die Augen verschließen vor der Aggressivität, die der islamischen Lehre grundsätzlich innewohnt.
Je nach eigenem Standpunkt werden dem Christentum nun zwei konträre Vorwürfe gemacht. Die einen sagen, es würde den Islam hofieren. Einer aggressiven Religion dürfe man nicht nur mit der Botschaft der Liebe begegnen. Die anderen sehen das Christentum als zu kämpferisch. Mit Verweis auf die Kreuzzüge und andere Taten in früheren Jahrhunderten, versucht man das Christentum selbst als eine kämpferische Religion darzustellen.
Auf diese Vorwürfe möchte ich antworten, indem ich die weisen Worte von Gilbert Keith Chesterton (1874 – 1936) zitiere (aus seinem Buch „Orthodoxie“):
„Dieselben, die dem Christentum vorwarfen, daß seine Klöster auf Gewalt und Widerstand verzichten, hielten ihm zugleich vor, daß seine Kreuzzüge Gewalttätigkeit und Heldenmut forderten. (…) Was sollte das alles heißen? Was mochte das für ein Christentum sein, das unablässig Kriege verbietet und unablässig Kriege zeugt? Wie mochte etwas beschaffen sein, wenn man ihm einerseits vorhalten kann, es kämpfe nicht, und andererseits, es kämpfe unaufhörlich? Aus welcher Rätselwelt stammt diese monströse Mordlust und monströse Sanftmut? (…) Ich begann aufzuhorchen. Es schien, als sei nicht das Christentum schlecht genug, um alle erdenklichen Laster auf sich zu vereinigen, sondern jeder Stock gut genug, um damit auf das Christentum einzuschlagen. (…) Vielleicht ist gerade das Christentum bei Verstand, während all seine Kritiker ihn – auf verschiedenste Weise – verloren haben.“