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Analogkäse

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Wieder was dazugelernt: „Analog-Käse“ ist nicht das Gegenteil von „Digital-Quark“, sondern hat mit Milchprodukten und Elektronik überhaupt nichts zu tun. Analogkäse, so war am Rande der Milchbauernproteste zu erfahren, ist ein Ersatzstoff aus Pflanzenfett, Eiweißpulver und Geschmacksverstärker, der gern seinen Weg auf Fertigpizzen und überbackene Brötchen findet – er brennt nämlich nicht so leicht an und ist dazu sogar billiger als Kuhmilchkäse.

Noch billiger also. Als würde Milch, wie so viele hochwertige Lebensmittel überhaupt, heutzutage nicht ohnehin schon zu fast obszönen Ramschpreisen  gehandelt. 96 Minuten mußte Otto Normalverbraucher 1970 noch für ein Kilo Schweinekotelett arbeiten, 23 sind’s heute; das halbe Pfund Butter kostete damals noch den Durchschnittslohn für 23 Minuten, Ende 2007 mußte man trotz Preishoch gerade mal vier Minuten dafür arbeiten; heute wohl nur noch zwei oder drei.

Unsere kriegsgeprüften Großeltern pflegten auch lange nach dem Wirtschaftswunder noch gerne darauf hinzuweisen, daß man ausnahmsweise nicht mit Margarine, sondern mit „guter Butter“ gebacken habe; und wer sich dieselbe allzu dick aufs Brot pflasterte, erntete schon mal mißbilligende Blicke; der Verschwendung halber, und nicht wegen „low fat“. Man könnte das auch heute noch: Weniger, aber dafür Hochwertiges essen und trinken und dafür die faden Billigprodukte stehenlassen. Fällt natürlich schwer, wenn man sich angewöhnt hat, daß der Preis allein zählt.

Billigabfütterung und Konsumkarussell

Die parteipolitische Empörung über den falschen „Analogkäse“ ist so scheinheilig wie die Unterstützungsversprechen an die gebeutelten Milchbauern. Denn der Verfall der Lebensmittelpreise ist politisch erwünscht. Er ist die logische Folge aus der rücksichtslosen EU-Binnenglobalisierung, die den industriellen Massenproduzenten die Grenzen einreißt und die Vertriebswege öffnet.

Wer da als Bauer mit kleinem Familienbetrieb nicht mithalten kann, wird abgestoßen. Unsanft aus dem planwirtschaftlichen Biotop von Milchquote und Stillegungsprämie geworfen, bleibt ihm nur, sich eigene, lokale und regionale Wirtschaftskreisläufe aufzubauen oder unterzugehen. Die Politik kann und will ihm da nicht helfen.

Billigabfütterung ist nämlich eine wesentliche Voraussetzung dafür, daß das Konsumkarussell sich immer schneller dreht. Je weniger die Menschen für Lebensmittel ausgeben, je billiger sie sich den Bauch vollschlagen, desto mehr von ihrem Einkommen bleibt für die Erfüllung ihrer Konsumentenpflichten: Laufend neue Sachen kaufen und dafür vorhandene ältere, aber funktionierende wegwerfen. Im Zeitalter der Abwrackprämie hat der Bauer schlechte Karten.

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