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Meinungsforschung: Ein Staatsmann führt, wenn andere folgen

Meinungsforschung: Ein Staatsmann führt, wenn andere folgen

Meinungsforschung: Ein Staatsmann führt, wenn andere folgen

Der Meinungsforscher Hermann Binkert sitzt im Anzug und mit nachdenklichem Blick an einem runden Tisch vor einer Backsteinwand. Er stützt das Kinn auf die Hand. Rechts oben im Bild ist ein rundes Porträt des Publizisten Dieter Stein eingeblendet, das farblich abgesetzt und monochrom gestaltet ist. Das Bild symbolisiert ein Interview oder einen Kommentar zur Rolle von Demoskopie und politischer Führung in Deutschland. Meinungsforscher Hermann Binkert warnt vor Politik nach Umfrage: Gefragt sei Führung, nicht Gefälligkeit. Foto: privat
Der Meinungsforscher Hermann Binkert sitzt im Anzug und mit nachdenklichem Blick an einem runden Tisch vor einer Backsteinwand. Er stützt das Kinn auf die Hand. Rechts oben im Bild ist ein rundes Porträt des Publizisten Dieter Stein eingeblendet, das farblich abgesetzt und monochrom gestaltet ist. Das Bild symbolisiert ein Interview oder einen Kommentar zur Rolle von Demoskopie und politischer Führung in Deutschland. Meinungsforscher Hermann Binkert warnt vor Politik nach Umfrage: Gefragt sei Führung, nicht Gefälligkeit. Foto: privat
Meinungsforscher Hermann Binkert warnt vor Politik nach Umfrage: Gefragt sei Führung, nicht Gefälligkeit. Foto: privat
Meinungsforschung
 

Ein Staatsmann führt, wenn andere folgen

Demoskop Hermann Binkert zeigt, wie Politik Stimmungen mißt. Doch wer ihnen nur folgt, führt nicht – und wahre Staatsmänner haben auch Mut, unpopulär zu entscheiden. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT läßt sich der erfolgreiche Meinungsforscher Hermann Binkert ein wenig in die Karten schauen: Wie schaffen es Demoskopen überhaupt, erstaunlich präzise Wahlergebnisse mit wenigen Prozentpunkten Abweichung vorauszusagen? Auf Basis der Befragung von zweitausend repräsentativ ausgewählten Bürgern, die für 60 Millionen wahlberechtigte Deutsche stehen? Eine beeindruckende Technik.

Politikern wird in den vergangenen Jahrzehnten über Deutschland hinaus der Vorwurf gemacht, ihr Handeln überwiegend an Umfragen auszurichten. „Stimmungsdemokratie“ oder „Populismus“ wurzelten darin. Schon Helmut Kohl wurde dies nachgesagt, Angela Merkel hat es jedenfalls auf die Spitze getrieben. Wie ein Chamäleon das eigene Profil den Konkurrenzparteien anzuverwandeln, um Wahlkämpfen die Polarisierung zu nehmen und schließlich die Stimmen der Mitte zu monopolisieren.

Hermann Binkerts neues Buch „Wie Deutschland tickt – Ein Meinungsforscher packt aus“ jetzt im JF-Buchdienst bestellen.
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Demoskopie verändert das politische Geschäft

Doch irgendwann lassen sich Repräsentationslücken nicht mehr mit Polit-PR kaschieren, brechen sich reale Defizite Bahn, entladen sich aufgestaute Stimmungen in Erfolgen neuer Parteien. Die AfD – und neuerdings auch die Linkspartei – werden zum Auffangbecken latenter Unzufriedenheit und machen sie sichtbar.

Doch auch diese stehen irgendwann vor demselben Dilemma wie etablierte Parteien und ihre Führungen – insbesondere wenn sie politische Verantwortung übernehmen sollen: Geben sie auch nur wechselhaften Stimmungen ihrer in vielen Einzelfragen erstaunlich heterogenen Anhängerschaft nach? Aktuell läßt sich das im Streit um Sicherheitspolitik, Ukraine-Krieg, Nahost-Konflikt gut beobachten. Behält nicht der Politiker den Kopf oben, der frühzeitig den Finger demoskopisch in die Luft hält und sein Fähnchen nach dem Wind hängt?

Ein Staatsmann, darf nicht jedem gefallen wollen

Häufig wurden in der Geschichte indes Politiker als Staatsmänner berühmt, die das Gespür für Stimmungen mit dem Mut verbanden, unpopuläre Entscheidungen zu treffen und auch gegen Mehrheiten in der eigenen Partei, Anhängerschaft, sogar der gesamten Öffentlichkeit durchzusetzen. Hier ist dann die Überzeugungskraft notwendig, zu erklären, weshalb ein bestimmter Weg im übergeordneten Interesse, im Zweifel der Nation, eingeschlagen werden muß.

Gelegentlich scheint es zu reichen, offene Türen einfach nur einzurennen und dafür kurzfristigen Applaus zu ernten. Doch der Demoskop Binkert warnt vor dieser Versuchung: Langfristig wünschen sich Bürger Orientierung und Politiker, die „im pluralen Wettbewerb der Ideen“ sie „von ihren Zielen überzeugen“. Mehr Mut zu Überzeugungen!

Aus der JF-Ausgabe 27/25.

Meinungsforscher Hermann Binkert warnt vor Politik nach Umfrage: Gefragt sei Führung, nicht Gefälligkeit. Foto: privat
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