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Die Mittelschicht rebelliert: Wenn dem Schrauber der Kragen platzt

Die Mittelschicht rebelliert: Wenn dem Schrauber der Kragen platzt

Die Mittelschicht rebelliert: Wenn dem Schrauber der Kragen platzt

VW
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Hannover: zweites sogenanntes „Twinkle Light Cruiser“ treffen Foto: picture alliance/Hauke-Christian Dittrich/dpa
Die Mittelschicht rebelliert
 

Wenn dem Schrauber der Kragen platzt

Sie können das Wort „Klima“ nicht mehr hören? Es kommt Ihnen zu den Ohren heraus? So geht es immer mehr Menschen. Es sammelt sich eine schweigenden Mehrheit, an der die weltfremde Debatte über den Totalausstieg aus Kernkraft, Kohleverstromung und das Verbot von Verbrennungsmotoren vorbeigeht. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Sie können das Wort „Klima“ nicht mehr hören? Es kommt Ihnen zu den Ohren heraus? Ich vermute, in vielen Familien war es nach allem Privaten, Familiären das Gesprächsthema, nachdem die Geschenke ausgepackt, Plätzchen gefuttert und am ersten Weihnachtsfeiertag die Ente mit Rotkohl und Klößen auf dem Tisch stand.

Quer über den Tisch lief dann der Graben: Auf der einen Seite diejenigen, die wie die Ex-Piratin Marina Weisband nach dem Scheitern der Klima-Konferenz von Madrid twitterte: „Meine Tochter wurde 2016 geboren. Ihre Chancen, das Jahr 2076 zu erleben, sind ziemlich schmal. Ich weiß nicht mal, was ich zum Scheitern von #Madrid spüre.“

Profaner Gebrauchsgegenstand

Und auf der anderen Seite des Grabens diejenigen, denen längst der Kragen geplatzt ist von all der moralischen Selbstgewißheit der „Fridays for Future“-Aktivisten und Greta-Thunberg-Jünger. Oder die, über die der von Grünen angefeindete Kabarettist Dieter Nuhr sagt: „Natürlich kann man mit der Bahn fahren, wenn man weniger als einen Tagesmarsch vom nächsten Bahnhof entfernt wohnt.“ Und resümiert: „Andere sind Alkoholiker oder kriminell, ich habe eben ein Auto.“

Ich bin auf dem Land groß geworden. Zur Hälfte in Bayern (Isartal) und zur anderen im Schwarzwald in der Nähe von Freiburg. Dort war der nächste Bahnhof einige Kilometer entfernt. Es gab keine U-Bahn vor der Haustür wie in Berlin. Das Auto war ein notwendiges Transportmittel. Wir fuhren zehn Jahre einen Volvo Variant, dann einen Passat Kombi – so lange, bis die Karosserie durchrostete. Es war profaner Gebrauchsgegenstand. Erst einer meiner Brüder pflegte den „Kult ums Auto“, als er mit einem Kumpel an britischen Daimler-Oldtimern herumzuschrauben begann.

Weltfremdheit der Metropolen

Für Millionen ist das Auto Symbol, es geschafft zu haben, es ist mit dem Wirtschaftswunder, dem sagenhaften Wiederaufstieg Deutschlands zum Exportweltmeister nach dem totalen Zusammenbruch 1945 verbunden. Das Auto wurde von Carl Benz 1886 in Deutschland patentiert, deutsche Ingenieure (Rudolf Diesel!) gelten als die genialsten Tüftler und Erfinder immer effizienterer und umweltfreundlicherer Motoren.

Wir haben mit einem der Gründer der Initiative „Fridays for Hubraum“ gesprochen. Die aus einer Laune heraus entstandene Facebook-Gruppe sammelte innerhalb weniger Wochen über eine halbe Million Unterstützer.

Reiner Blödsinn? Hier artikuliert sich ein Teil jener schweigenden Mehrheit, an der die weltfremde Debatte über den Totalausstieg aus Kernkraft, Kohleverstromung und das Verbot von Verbrennungsmotoren vorbeigeht. Es ist diese Weltfremdheit der Metropolen, die zum Sieg eines Trump in den USA oder von Boris Johnson in England führten. Die arbeitende Mittelschicht schlägt zurück.

JF 2/20

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Hannover: zweites sogenanntes „Twinkle Light Cruiser“ treffen Foto: picture alliance/Hauke-Christian Dittrich/dpa
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