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Die spinnen, die Briten: Vom römischen Kaiser zur Transfrau

Die spinnen, die Briten: Vom römischen Kaiser zur Transfrau

Die spinnen, die Briten: Vom römischen Kaiser zur Transfrau

Das Leben des römischen Kaisers Elagabal inspirierte später Künstler zu Gemälden; ein britisches Museum macht ihn jetzt zur Transfrau.
Das Leben des römischen Kaisers Elagabal inspirierte später Künstler zu Gemälden; ein britisches Museum macht ihn jetzt zur Transfrau.
Das Leben des römischen Kaisers Elagabal inspirierte später Künstler zu Gemälden; ein britisches Museum macht ihn jetzt zur Transfrau Foto: picture alliance / CPA Media Co. Ltd | –
Die spinnen, die Briten
 

Vom römischen Kaiser zur Transfrau

Vergessen Sie alles, was Sie über das alte Rom wußten. Britische Historiker wollen herausgefunden haben, daß das antike Weltreich zeitweise von einer Transfrau regiert wurde. Die Sache hat nur einen Haken. Ein Kommentar von Boris T. Kaiser.
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Radikale Ideologen waren schon immer zu den abenteuerlichsten geistigen Verrenkungen bereit, wenn es darum ging, ein vermeintlich wissenschaftliches Fundament für ihre kruden Ideen zu (er)finden. Die Nazis haben im tibetischen Himalaya nach einer „arischen Wurzelrasse“ gesucht und wollten in Bolivien das Erbe ihrer angeblichen Vorfahren aus dem untergegangenen Atlantis erforschen.

Heute sind es vor allem die Vertreter der Gender-Ideologie, denen zur Untermauerung ihrer Geschlechter-Mythen keine gedankliche Irrfahrt zu weit geht. Ein Museum in Großbritannien hat jetzt dem römischen Kaiser Elagabal eine Identität als „Transfrau“ angedichtet und beruft sich dabei „ganz wissenschaftlich“ auf historische Schriften aus der Antike. Laut diesen soll der im Jahr 204 geborene Herrscher darum gebeten haben, „Dame“ genannt zu werden.

Das von der Stadtverwaltung betriebene North Hertfordshire Museum hat nun beschlossen, „sensibel“ auf den kaiserlichen Wunsch zu reagieren, indem es ihn postum als Transfrau aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. behandelt und ihn mit den entsprechenden weiblichen Pronomen anspricht. So heißt es in den Informationen zur Museumspolitik, daß in den Ausstellungen die Pronomen verwendet werden würden, die „die betreffende Person selbst verwendet haben könnte“, oder alternativ: die Pronomen, die für diese „im Nachhinein angemessen“ seien.

Transen-Kaiser paßt in LGBTQ-Ausstellung

Was die Betreiber der Einrichtung bei ihrer Berufung auf die alten Schriften über den Kaiser außer Acht lassen: Mit altertümlichen Texten verhält es sich nicht anders als mit modernen Internet-Publikationen. Nicht alles, was drinsteht, ist wahr. So vermuten die meisten Historiker, daß es sich bei der Beschreibung der geschlechtsidentitären Vorlieben von Elagabal um einen für die Zeit typischen römischen Rufmordversuch gehandelt haben könnte. Die Museumsverantwortlichen wollten wohl unbedingt daran glauben, daß es sich bei den historischen Texten um eine wahrheitsgetreue Niederschrift der offen ausgelebten Transsexualität des Kaisers handelt.

Schließlich paßte die Münze aus der Regierungszeit von Elagabal, die sich im Besitz des Museums befindet, dadurch so wunderbar in eine Ausstellung zum Thema LGBTQ, in der das Haus den Silberdenar verwendete. Dementsprechend zufrieden gibt sich auch der liberal-demokratische Stadtrat Keith Hoskins, Exekutivmitglied für Kunst im von der Koalition aus Demokraten und Labour regierten North Herts Council. Zu der Entscheidung des Museums, den römischen Kaiser zur woken Transfrau zu machen, sagte der Politiker: „Elagabal bevorzugte eindeutig das Pronomen ‚sie‘, und das ist etwas, das wir berücksichtigen, wenn wir in der heutigen Zeit über sie sprechen.“

Zeitgeist ist für den „Kulturexperten“ offenbar keine Frage der Zeit. Anders läßt sich seine Erklärung zur progressiv unhistorischen Hauspolitik von North Hertfordshire jedenfalls kaum erklären: „Wir versuchen, bei der Verwendung von Pronomen für Menschen in der Vergangenheit genauso sensibel zu sein wie für Menschen in der Gegenwart, es ist einfach höflich und respektvoll.“

Historische Fakten stören nur

Die LGBTQ-Thematik hat in der Kultureinrichtung einen hohen Stellenwert. So berät sich das Museum regelmäßig mit entsprechenden Organisationen und dem Regenbogen-Flügel der Gewerkschaft Unison, um sicherzustellen, daß seine Ausstellungen, Werbung und Vorträge so „aktuell und inklusiv wie möglich sind“. Die historische Genauigkeit kann oder muß bei so viel progressivem Geschichtsbewußtsein auf der Strecke bleiben.

Daß die Behauptungen, auf die sich die sprach- und geschlechtssensiblen Kaiser-Kastrierer aus North Hertfordshire berufen, von einem Chronisten stammen, der dem Kaiser Severus Alexander diente, der nach der Ermordung von Elagabal den Thron bestieg – und daß genau diese Behauptungen als Rechtfertigung für den politischen Mord dienten, spielt für ihre Einordnung der Geschichte keine Rolle. Wer so richtig woke sein will, darf schließlich nicht zu wachsam bei der Unterscheidung von Fakes und Fakten sein.

Das Leben des römischen Kaisers Elagabal inspirierte später Künstler zu Gemälden; ein britisches Museum macht ihn jetzt zur Transfrau Foto: picture alliance / CPA Media Co. Ltd | –
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